Ein Fabrikdorf am Zürichsee

«Seegfrörni» von Rolf Käppeli

März 2023. Im August 1945 bringt ein Mann in Rustikon seine Familie und sich selbst um. Im September 1958 zeigt ein Weinbauer seinem Gast ein Foto beschädigter Reben. Während eines Frauenabends im November 1968 verrät die Frau eines Fabrikarbeiters, wie sehr sie um die Gesundheit ihres Mannes bangt.

Der Autor Rolf Käppeli lässt die Leserinnen und Leser Gesprächen und Gedanken in und um Rustikon lauschen. Mit dieser vielstimmigen Szenensammlung erzählt er drei Jahrzehnte Geschichte eines Dorfs am Zürichsee vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die späten 1970er-Jahre. Zur Hauptfigur wird dabei weder der Patron der Chemischen Fabrik, noch der Fabrikgärtner oder die Frau des kranken Fabrikarbeiters, sondern das Dorf selbst. Und alles im fiktiven Rustikon ist auf irgendeine Weise mit der Chemischen Fabrik verbunden oder bleibt zumindest nicht unberührt von ihr.

Rustikon ist unverkennbar Uetikon, wo der Autor lebt. Das Areal der ehemaligen Chemischen Fabrik Uetikon wird heute umgestaltet, der mit Schwermetallen belastete Seegrund saniert. Rolf Käppeli hat sich seiner Wahlheimat Uetikon nicht nur literarisch angenähert: In einem Dokumentarfilm lässt er ehemalige Fabrikangestellte und andere Zeitzeugen zu Wort kommen. Und der umtriebige Autor hat weitere Pläne: «Seegfrörni» ist der zweite Band einer Fabrikdorf-Trilogie, der dritte steht noch aus. Den ersten und «Seegfrörni» finden Sie in unserem Bestand, mehr zu Uetikon und seiner Chemiefabrik in der Zürcher Bibliographie.  

Die neusten Zürich-Krimis

Zürich-Krimis

Februar 2023. Der Kanton Zürich leuchtet tiefrot auf der Karte zur Häufigkeit der Gewaltstraftaten im Statistischen Atlas der Schweiz. Was in der realen Welt anders besser wäre, ist für die erfundene umso positiver. Der Schauplatz Zürich inspiriert nämlich zahlreiche Autorinnen und Autoren zu Zürich-Krimis. Wir haben die neusten zusammengetragen.

Einige Zürcher Ermittlerinnen und Ermittler lösen zum ersten Mal Fälle, zum Beispiel die Seepolizistin Rosa Zambrano, die einen Mord im Biotech-Milieu aufklärt. Auch Pfarrer Roger Gabathuler, Rechtsmedizinerin Lisa Klee und Kommissar Monti sind erstmals auf Verbrecherjagd. Bei der einen oder dem anderen folgt schon bald der zweite Fall.

Alte Bekannte finden sich ebenfalls in den neusten Zürich-Krimis: Das Detektivduo Marisa Greco und Bashir Berisha gerät diesmal ins Visier eines Auftragsmörders der Mafia, Kommissarin Sarah Conti klärt einen Mord im neuen Chipperfield-Bau und das Ermittlerduo Zita Schnyder und Werner Meier ist gleich mehrmals im Einsatz – unter anderem ist der allererste Fall nochmals erschienen. Ebenfalls erneut ermitteln der Rechtsmediziner Sokrates, Noldi Oberholzer, der umtriebige Mundartpolizist Ääschme, Philipp Humboldt sowie Heiri Stampfli von der Kapo und sein Team.

Nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal im Kanton Zürich ist das Detektivpaar Maximilian von Wirth und Federica Hardegger unterwegs und mit Florian Berger und Cressida Kandel jagt ein Krimi-Autoren-Duo für einmal selbst Kriminelle. Wer es kürzer mag, liest am besten die Winterkrimis in «Zürihegel».

Die Zürich-Krimis finden Sie in unserer Turicensia Lounge und im Freihand-Magazin.  

Zeichnen mit Witzig

«Vom Schlaraffenland zum Totentanz – der Zürcher Zeichenlehrer und Illustrator Hans Witzig» herausgegeben von Anna Lehninger

Januar 2023. Eine Katze zeichnen? Lieber ein Huhn? Oder eine Giraffe? Mit Hans Witzigs Zeichenbüchlein kein Problem, auch wenn einem das Zeichentalent spärlich in die Wiege gelegt wurde. Der Zürcher Illustrator, Kunsthistoriker und insbesondere Zeichendidakt ist vor allem für seine Anleitungen zum Zeichnen bekannt. Dass sein Werk viel breiter ist, zeigt Anna Lehninger im neuen Neujahrsblatt der Antiquarischen Gesellschaft.

Für die Publikation «Vom Schlaraffenland zum Totentanz – der Zürcher Illustrator und Zeichenlehrer Hans Witzig» konnte die Kunsthistorikerin einen illustren Kreis an Mitautorinnen und -autoren gewinnen. In 25 reich bebilderten Texten stellen sie Witzig und sein Werk von den Zeichenrezepten über Märchenillustrationen und politische Plakate bis hin zu sozialkritischen Arbeiten vor.

«Es gab eigentlich kein Vorbeikommen an Hans Witzigs Zeichenheften», sagt Anna Lehninger über ihre Forschung zu Schweizer Kinderzeichnungen. «Sprach ich mit ehemaligen Lehrpersonen oder mit älteren Menschen, die sich an ihre Kindheit erinnerten, kamen schnell die ‹Witzig-Heftli› auf.» Als Projektmitarbeiterin der Zentralbibliothek Zürich katalogisierte sie einen Teil von Witzigs Nachlass, was ihr weitere Seiten des Künstlers erschloss. Durch die Publikation und das Kuratieren einer Ausstellung für die ZB lernte sie ihn abermals neu kennen. «Es ist seine nachdenkliche, kritische, teils makabre Seite, die den Künstler in neuem Licht erscheinen lässt, gleichzeitig der unglaubliche Humor und Bildwitz vor allem in seinen frühen Arbeiten.»

In unserer Turicensia Lounge können sie Witzig mit «Vom Schlaraffenland zum Totentanz» – vorerst ausschliesslich als Buch – selbst entdecken. Einen Einblick bietet auch das digitalisierte, von Witzig illustrierte «Lesebuch zur Heimatkunde der Stadt Zürich» auf unserer Zurich Open Platform (ZOP). Die Ausstellung in der Schatzkammer und im Themenraum Turicensia eröffnen wir Mitte März.

Weitere


Header-Bild: Auf der Grundlage einer Postkarte des Zürcher Wappenlöwens beim Hafen Enge, um 1910 (ZB Zürich)