Handschriften, Nachlässe und Archivalien
Die Handschriftenabteilung sammelt und bewahrt Unikate von der mittelalterlichen Klosterkultur über die Reformation und das Zeitalter der Aufklärung bis in die neuste Zeit und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich.
Kulturerbe vom Mittelalter bis in die Gegenwart
Die Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich betreut Dokumente aus dem 5. bis ins 21. Jahrhundert, darunter rund 650 mittelalterliche Handschriften, (früh)neuzeitliche Manuskripte mit Schwerpunkt Zürcher und Reformationsgeschichte sowie Aufklärung, rund 300 Einzelnachlässe, Brief- und Autografensammlungen sowie zahlreiche Familien-, Gesellschafts-, Vereins- und Firmenarchive.
Ihre Recherche nach Dokumenten beginnt in den Archivportalen ZBcollections und swisscollections. Für die Nutzung im provisorischen Lesesaal Spezialsammlungen (P20) bitten wir Sie, die gewünschten Werke vorab zu bestellen.
Aktuelles
Handschriften
Bestand
Die Handschriftenabteilung wurde 1964 eingerichtet. Ihre ältesten Bestände gehen auf die Stadtbibliothek Zürich und die Kantonsbibliothek mit den Bibliotheken des reformierten Chorherrenstifts am Grossmünster (Collegium Carolinum) und des aufgehobenen Benediktinerklosters Rheinau zurück. 1917 fanden die Handschriften aus diesen und weiteren Bibliotheken (Naturforschende Gesellschaft, Medizinische Bibliothek, Juristische Bibliothek u. a.) in der ZB ihren Platz. Die Sammlung wird laufend erweitert.
Mehr über unsere Bestandsgeschichte erfahren Sie in den Handschriftenkatalogen von Leo Cunibert Mohlberg und Ernst Gagliardi / Ludwig Forrer.
Mittelalterliche Schätze
Zu den älteren Kostbarkeiten zählen:
- griechischer Purpurpsalter (6. Jh.)
- Bibel aus Tours (um 830)
- Reichenauer Verbrüderungsbuch (frühes 9./10. Jh.)
- Rheinauer Psalter (um 1260)
- Portolan-Atlas des Perinus Vesconte von Genua (1321)
- Weltchronik des Rudolf von Ems (um 1340/50)
- alchemistischer Traktat «Aurora consurgens» (15. Jh.)
Zürcher und Schweizer Geschichtsschreibung
Sie finden bei uns bedeutende, zum Teil reich illustrierte Zürcher und Schweizer Chroniken von Gerold Edlibach, Bendicht Tschachtlan, Conrad Justinger, Diebold Schilling und Heinrich Bullinger. Einzigartig ist die 24 Bände umfassende Nachrichtensammlung von Johann Jakob Wick aus dem 16. Jahrhundert. Ein weiterer historiografischer Schwerpunkt liegt auf der Zeit der Aufklärung bis zur Helvetik.
Unsere bedeutendsten Geschichtswerke sind auf den digitalen Plattformen zugänglich.
Briefe, Autographen und Urkunden
Unter den Hunderttausenden von Briefen seien hier die älteren Sammlungen von Johann Heinrich Hottinger und Johann Jakob Simler sowie die Korrespondenzen von Johann Jakob Scheuchzer, Johann Jakob Bodmer, Johann Caspar Lavater, Johann Jakob Hess und Johann Heinrich Pestalozzi hervorgehoben. Zahlreiche weitere Einzelbriefe und Briefkonvolute bis ins 21. Jahrhundert finden Sie in den einzelnen Nachlässen sowie in den Archiven.
Die Autografensammlungen der ZB (unter der Signatur Ms. Briefe sowie Autogr. ZB) sowie die übernommenen Sammlungen Bebler, Benker, Cherbuliez, Girsberger, Ott, Ris-Neumann enthalten Briefe und Schriftstücke bedeutender Personen des 18. bis 21. Jahrhunderts.
Erwähnt seien auch die Diplome und Urkunden sowie unsere Sammlung von Stammbüchern (Libri amicorum) aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Nachlässe (Personenarchive)
Die Handschriftenabteilung betreut rund 300 Einzelnachlässe von Persönlichkeiten aus Literatur, Kunst, Musik, Politik, Philosophie oder Wissenschaft. Zu den umfangreichsten gehören die Nachlässe von Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer, Oskar und Olda Kokoschka, Jeanne Hersch, Elias Canetti sowie Theo und Amalie Pinkus.
Wir sammeln aber auch Zürich-bezogene Zeitzeugnisse von Müttern, Schülern, Arbeiterinnen, Landwirten usw. Hunderte von Teilnachlässen und personenbezogenen Dossiers finden sich in unseren Familien- und Körperschaftsarchiven.
Alle zugänglichen Nachlässe sind in den Archivportalen swisscollections und ZBcollections nachgewiesen.
Familien- und Körperschaftsarchive
Unsere Handschriftensammlung dokumentiert sowohl die öffentliche als auch die private Geschichte Zürichs in über 200 Archiven von Familien, Gesellschaften, Verlagen, Firmen, Zünften und weiteren Körperschaften. Darunter befinden sich die Archive der Seidenfirma Robt. Schwarzenbach & Co., der Neuen Zürcher Zeitung, der Verlage Oprecht und Europa oder von Altzürcher Familien wie Escher vom Glas und Hirzel.
Alle zugänglichen Archivbestände sind in den Archivportalen swisscollections und ZBcollections nachgewiesen.
Bildergalerie
Kataloge & Findmittel
Die Vielfalt unserer Handschriften und Archivalien macht eine Suche in verschiedenen Findmitteln unerlässlich.
Für Nachlässe, Familienarchive, Deposita und Briefe gelten aus archivrechtlichen oder persönlichkeitsrechtlichen Gründen zum Teil Benutzungsbeschränkungen.
Sie finden das Gesuchte zu einer Person, einer Zeit oder einem Thema nicht? – Wir beraten Sie gern bei Ihrer Recherche.
Online-Recherche
Unsere Einzelhandschriften, Sammlungen, Nachlässe und Archive sind auf den folgenden Portalen online verzeichnet. Wir ergänzen diese Verzeichnisse laufend und verbessern den Zugang zu unseren Beständen.
Sie finden hier Archivmaterial (inkl. Nachlässe), Bildmaterial, Alte Drucke und Rara, Dokumentensammlungen, Filmmaterial, Handschriften, Karten, Musikaufnahmen, Musiknoten, Textaufnahmen sowie Einträge in Kantonsbibliographien. Es handelt sich um einen Metakatalog, der auf verschiedene Datenpools zugreift.
Beteiligte Institutionen:
- Aargau, Kantonsbibliothek Aargau
- Basel, Schweizerisches Wirtschaftsarchiv
- Basel, Universitätsbibliothek
- Bern, Universität, Institut für Medizingeschichte: Archiv und Sammlung Hermann Rorschach
- Bern, Universitätsbibliothek
- Beromünster, Chorherrenstift
- Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau
- Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek
- Solothurn, Zentralbibliothek
- St. Gallen, Kantonsbibliothek inkl. Vadianische Sammlung
- St. Gallen, Stiftsbibliothek
- Trogen, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden
- Zürich, Zentralbibliothek
- Zofingen, Stadtbibliothek
Katalogrecherche via Volltext und in der Archivtektonik der ZB (und 13 weiterer Schweizer Institutionen). Bitte benutzen Sie für die Suche nach Briefen primär swisscollections.ch.
In ZBcollections, einem Katalog der ZB-Spezialsammlungen (vor allem der Handschriften- und Musikabteilung und der Graphischen Sammlung), sind die in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrten Nachlässe, Familien- Firmen- und Gesellschaftsarchive sowie grosse Teile der Handschriften verzeichnet und erschlossen.
Katalogrecherche via Volltext und in der Archivtektonik der Spezialsammlungen der ZB (Handschriftenabteilung, Graphische Sammlung und Fotoarchiv, Musikabteilung).
swisscovery bietet Zugang zu den Beständen von rund 500 wissenschaftlichen Bibliotheken in der Schweiz. Enthalten sind physische und elektronische Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Non-Book-Materialien und Millionen von elektronischen Artikeln.
swisscovery UB und ZB Zürich erlaubt die Recherche im gesamtschweizerischen Bestand und eine gezielte Recherche in den Beständen der Universitätsbibliothek (UB) und der Zentralbibliothek (ZB) Zürich.
Hier werden Sie zu Fachliteratur in der ZB und in rund 500 weiteren wissenschaftlichen Bibliotheken in der Schweiz fündig. Die Präsenzbibliothek der Handschriftenabteilung (Signatur LHS 04 …) ist hier verzeichnet.
Das Portal Archives Online erlaubt die Recherche nach Archivgut in zahlreichen öffentlichen Schweizer Archiven und Bibliotheken – darunter auch die Spezialsammlungen der Zentralbibliothek Zürich. Die Suche lässt sich auf bestimmte Archive und Zeiträume eingrenzen.
Gedruckte Kataloge
Da die gedruckten Kataloge unsere Sammlung nur bis zum Publikationsdatum berücksichtigen, empfiehlt sich immer auch eine Suche in unseren laufend aktualisierten Onlineportalen.
- Leo Cunibert Mohlberg: «Mittelalterliche Handschriften», Zürich 1952 (PDF)
- Ernst Gagliardi und Ludwig Forrer: «Neuere Handschriften seit 1500» (ältere schweizergeschichtliche inbegriffen), Einleitung und Register von Jean-Pierre Bodmer, Zürich 1982 (PDF)
- Jean-Pierre Bodmer: «Familienarchive», Zürich 1996 (PDF)
- Tobias Nünlist: «Arabischen, türkische und persische Handschriften», unter Mitarbeit von Andreas Kaplony und Tobias Heinzelmann, Wiesbaden 2008.
- Joseph Prijs: «Die hebräischen Handschriften in der Schweiz, Katalog der hebräischen Handschriften in den Schweizer öffentlichen Bibliotheken», Basel 2018.
- Urs B. Leu: «Handbuch der historischen Buchbestände», Hildesheim 2013. Band 3. (PDF)
Beratung & Vermittlung
Ob Ausbildung, akademische Forschung, Kulturarbeit oder privates Interesse – als Kantons-, Stadt- und Universitätsbibliothek stehen wir einem breiten Publikum offen.
Lesesaal Handschriften
Der provisorische Lesesaal Spezialsammlungen (P20) befindet sich im 2. Stock des allgemeinen Lesesaals. Es stehen Ihnen zehn Arbeitsplätze, ein modernes Lesegerät für Mikroformen und WLAN zur Verfügung. Bitte bestellen Sie die zur Ansicht gewünschten Dokumente vorab (1–3 Arbeitstage) bei uns und beachten Sie vor Ihrem Besuch unsere Benutzungsordnung.
Die wissenschaftlichen Mitarbeitenden beraten Sie gerne bei der Recherche in den Findmitteln und bei Digitalisierungswünschen.
Präsenzbibliothek
Unsere Präsenzbibliothek umfasst Literatur zu Buch- und Bibliothekswesen, Papier- und Wasserzeichenkunde, Einbandkunde, Handschriftenkunde, Kataloge in- und ausländischer Bibliotheken sowie Nachschlagewerke zu Genealogie und Heraldik. Die verfügbaren Titel finden Sie auf swisscovery.
Führungen, Kurse und Workshops
Bestands- und Kulturvermittlung liegen uns am Herzen. In öffentlichen Präsentationen und in Gruppenführungen stellen wir regelmässig unsere einzigartigen Kulturgüter vor. In unseren Schulungen lernen Sie das Entziffern alter Handschriften und den Umgang mit Archivalien.
- «Manuskript am Samstag»: monatliche thematische Präsentationen von Originalen. Hier geht’s zur Übersichtsseite.
- «Keine Angst vor alten Schriften», Basiskurs und Kurs für Fortgeschrittene. Hier geht’s zur Kursseite.
- Sammlungsspezifische Gruppenführungen ab 8 Personen auf Anfrage.
Alle aktuellen Termine finden Sie in unserem Veranstaltungs-Kalender.
Wollen Sie künftig keine Veranstaltung mehr verpassen? – Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie unseren ZB-Newsletter!
Zürich-Beiträge auf der Website
Besuchen Sie unsere reich bebilderten Online-Präsentationen zu folgenden Sammlungsschwerpunkten:
- Conrad Ferdinand Meyer zum 200. Geburtstag 2025
- Oskar Kokoschkas Nachlass in der ZB
- Zürich bei Wick – die Nachrichtensammlung Wickiana
- Familienarchive in der ZB
- Die Zürcher Zünfte
Sie haben Fragen zur Recherche in der Handschriftenabteilung oder zu einer Veranstaltung, möchten sich für einen Besuch im Lesesaal anmelden oder wünschen eine Führung? – Wenden Sie sich direkt an uns:
Kontakt
Handschriften
Digitalisate
Wir digitalisieren fortlaufend Handschriften vom Mittelalter bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und stellen sie auf den folgenden Plattformen für Forschende und das breite Publikum zur Verfügung.
Auf der Plattform e-manuscripta.ch werden digitalisierte handschriftliche Quellen aus Schweizer Bibliotheken und Archiven, unter anderem auch aus der Zentralbibliothek Zürich, öffentlich und kostenlos angeboten. Die Handschriften und Archivalien stammen aus mehreren Jahrhunderten, das Spektrum reicht von Texten, Briefen und Archivgut über Musikhandschriften bis hin zu Karten, Plänen und anderen graphischen Materialien.
Neben der allgemeinen Suche ist eine Recherche nach Dokumenttypen (Texte, Briefe, Bilder, Karten etc.), Quellengattungen (Chroniken, Genealogie, Kataloge, Selbstzeugnisse, Tagebücher, Rezepte) und weiteren ausgewählten Inhalten möglich.
Auf der Plattform e-rara.ch, einem Projekt der Elektronischen Bibliothek Schweiz e-lib.ch, werden digitalisierte alte Drucke aus Schweizer Bibliotheken, unter anderem auch aus der Zentralbibliothek Zürich, öffentlich und kostenlos angeboten. Als erster inhaltlicher Schwerpunkt werden die Schweizer Drucke des 16. Jahrhunderts digitalisiert und aufbereitet. Diverse thematische Kollektionen von gedruckten Büchern sowie gedruckte Karten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert erweitern das Angebot.
In der Kollektion «Ephemera» finden Sie über 1200 Drucke vor 1900 aus unserer Handschriftensammlung: Ereignisberichte, Bittschriften, Kalender, Werbeblätter etc.
Auf der der Handschriftenplattform e-codices.ch werden digitalisierte Handschriften des Mittelalters und teilweise auch der Neuzeit in Form einer virtuellen Bibliothek kostenfrei zugänglich gemacht. Die gezeigten Handschriften stammen aus über 80 Bibliotheken, Archiven und Sammlungen aus allen Schweizer Landesteilen, unter anderem auch aus der Zentralbibliothek Zürich. Alle Handschriften werden zudem durch eine Beschreibung erschlossen.
Hier finden Sie eine Auswahl unserer mittelalterlichen Pergamenthandschriften samt wissenschaftlicher Beschreibung, darunter alle Dauerleihgaben in der Stiftsbibliothek St. Gallen.
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