Willkommen im Studium!

Bild: Pixabay, StartupStockPhotos

In den kommenden Wochen heisst es zurechtfinden, einleben und ankommen: im Hochschulalltag, im Kreis der Kommiliton*innen, vielleicht in einer neuen Stadt. Unsere Ratgeber zum Studium und wissenschaftlichen Arbeiten helfen Ihnen dabei. Unser Bestand an wissenschaftlicher Literatur mit Schwerpunkt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften wird Sie durch Ihr ganzes Studium begleiten. Unser Lesesaal mit Lernplätzen, Collab Space und Gruppenräumen wird für so manche*n in der Lernphase zum zweiten Zuhause. Und in unseren Coffee Lectures erhalten Sie auf den Punkt Inputs zu Themen wie Literaturrecherche, KI und Selbstmanagement. Online und ohne Anmeldung – mit und ohne den perfekten Kaffee in der Hand.



- Verena Klein
Liaison Services

ARTE Campus

Bild: ARTE Education

Unser Angebot an Streamingportalen ist um eine Perle reicher geworden. Mit ARTE Campus macht Arte über 2'000 Videos zugänglich, die nicht in der kostenfreien Mediathek des deutsch-französischen Fernsehsenders verfügbar sind. Der mehrsprachige Katalog deckt diverse Themengebiete ab und umfasst Dokumentationen und Magazine sowie Kurzfilme und Theateraufzeichnungen.

Die Plattform ist speziell für die Lehre aufbereitet: Es können Playlists, Videoausschnitte und Mindmaps erstellt, geteilt und gemeinsam bearbeitet werden. Die Videos können heruntergeladen und so auch offline genutzt oder in Lernplattformen eingebettet werden. Die Tools sind intuitiv bedienbar – ansonsten helfen die Videotutorials oder das Nutzungshandbuch weiter.

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Zugang: Suchen Sie hier via Einloggen/Registrieren nach «Zürich» und wählen Sie die «Zentralbibliothek» aus. Mit der Anmeldung via Switch edu-ID wird ein Profil bei ARTE Campus erstellt. Benutzende der ZB, die nicht der Universität angehören, können sich die Filme über unseren kostenlosen Service PURA / SLSkey anschauen.


- Stephan Schmid
E-Medien

Lüchzgi, Leuchtwesten und Lernwege

Foto: zVg

Haben Sie sie schon gesehen – die Kinder mit ihren Leuchtwesten und «Lüchzgi»? Vielleicht haben Sie sogar einem fröhlich hinterhergewunken? Der Schulweg gehört zum Alltag vieler Familien, wird aber in der erziehungswissenschaftlichen Forschung weniger aufgenommen.

Dabei passiert gerade auf dem Schulweg richtig viel: Kinder bewegen sich in Peergruppen, tauschen sich aus und lernen voneinander. Soziales Lernen findet nicht nur im Klassenzimmer statt, sondern auch auf dem Trottoir. Leider können aber auch problematische Aspekte wie Mobbing den Weg nach Hause begleiten.

Noch stärker im Fokus als pädagogische Fragen steht beim Schulweg die Verkehrssicherheit. Hier können Eltern aktiv mitwirken: durch gemeinsames Üben, durch Vorbildverhalten – und durch das Erinnern an den «Lüchzgi». Und den Rucksack. Die Turnsachen! Ahhh, jetzt ist die Flasche vergessen gegangen.


- Tamara Lehner-Loosli
Liaison Services

«Do not loose goose» – der Vorlass von Bernadette Watts

Im Frühjahr 2024 erhielt die Graphische Sammlung der Zentralbibliothek über 120 Originalzeichnungen und Drucke aus dem Vorlass von Bernadette Watts (*1942). Seit 1968 hat die englische Bilderbuchillustratorin und -autorin Dutzende Bücher im Zürcher NordSüd Verlag veröffentlicht. Von Rotkäppchen, das seit damals permanent nachgedruckt wird, über weitere Grimm-Märchen wie Frau Holle und König Drosselbart oder Hans Christian Andersens Kleiner Meerjungfrau bis zu eigenen Werken wie Hans Müllermann oder Hudelpeter hat die weithin als «Bernadette» bekannte Illustratorin Klassiker geschaffen, die bis heute Kinderaugen und -herzen erfreuen.

Leuchtende Farben, ein enormer Detailreichtum und stimmungsvolle Landschaften erstrecken sich über die Doppelseiten ihrer Bilderbücher. Zu einigen besitzt die Graphische Sammlung jetzt die Originalvorlagen. Nun lassen sich Zeichnungen und gedruckte Illustrationen gegenüberstellen, Alternativen für Bucheinbände und Entwürfe für Adventskalender sowie ältere mit neueren Bildern vergleichen − das jüngste Werk Post von Püppi. Begegnungen mit Franz Kafka stammt aus dem Jahr 2024. Als würde man der Künstlerin über die Schulter blicken, ermöglichen alternative Entwürfe, Skizzen und Storyboards faszinierende Einblicke, wie ein Bilderbuch entsteht. Während Watts in den 1960er- und 1970er-Jahren gerne Wachskreiden in oftmals kräftigen, erdigen Tönen einsetzte (wie in Varenka, Frau Holle oder der Van Gogh-Hommage in Hans Müllermann), sind ihre späteren Arbeiten von einer hellen, duftigen Palette in Farbstift- und Aquarelltechnik geprägt.

Auch der Humor kommt in den Zeichnungen und vor allem ihren Randbemerkungen nicht zu kurz: Anmerkungen wie «Take care! Do not loose goose!» verweisen auf Watts’ Aufmerksamkeit für Details wie eine Gans am Rand des Umschlagentwurfs für König Drosselbart, die beim druckbedingten Beschnitt nicht verloren gehen soll. Ebenso zeigt sich in der Anmerkung zum Copyright in der neu illustrierten Ausgabe von Frau Holle ihre Freude an Wortwitzen und selbstironischen Aussagen: «All artwork is copyrite (sic), except where something went wrong or the artist had a different idea».

Diese und viele weitere Facetten im Schaffen der Illustratorin sind nun online zu entdecken. Zwei Werke von Bernadette Watts sind ausserdem in der Ausstellung In Frauenhand. Künstlerinnen aus fünf Jahrhunderten zu sehen, die ab dem 5. September 2025 über 200 Werke von 65 Künstlerinnen versammelt.


- Anna Lehninger
Graphische Sammlung

Sommerlektüre!

Hier sind sie, die Lesetipps unserer Literaturspezialist*innen für den Sommer. Die Bibliothekskarte ist das Ticket, die Sprache der Kompass, Geld brauchen Sie keins, und Sie haben mindestens vier Wochen Musse, in diesen literarischen Welten aus 15 Sprachen zu verweilen. Kennen Sie ein besseres Angebot? Ab in die ZB!

Unter derselben Sonne von Nadège Kusanika

In diesem hinreissend und poetisch geschriebenen Roman führt Kusanika die Lesenden unter den Palaverbaum, den traditionellen Ort des Erzählens ihrer kongolesischen Kindheit. Sie zeigt, dass Geschichten so wichtig sind wie Atmen und Essen und verbindet damit gleichzeitig einfühlsam und humorvoll ihre beiden so unterschiedlichen Lebenswelten.

Gunk von Saba Sams

Erwachsenwerden, Kinderwunsch, Queerness und verschiedene Konzepte von Liebe und Familie: Das erlebt man in diesem Roman aus der Perspektive der Protagonistin Jules. Schwankend zwischen Selbstaufgabe und Kontrollwahn versucht Jules, ihre Lebensziele zu verwirklichen. Mehr schräge Charaktere derselben Autorin finden Sie in der Kurzgeschichtensammlung Send nudes von 2022. In Englisch.

Zwei Staatsanwälte: eine Geschichte aus dem Grossen Terror von Georgi Demidow (aus dem Russischen von Thomas Martin und Irina Rastorgueva)

Der Physiker Demidow verbrachte 14 Jahre im Gulag. Obwohl er später rehabilitiert wurde, konfiszierte der KGB all seine Schriften. Posthum erscheint sein Roman über einen jungen Staatsanwalt, der während des Stalin-Terrors für Gerechtigkeit kämpft – ein Stoff, der heute erschreckend aktuell ist. Die gleichnamige Verfilmung feierte Premiere beim diesjährigen Filmfestival in Cannes und kommt 2026 ins Kino.

Die Tochter von Guadalupe Nettel (aus dem Spanischen von Michaela Meßner).

Alina erhält bei fortgeschrittener Schwangerschaft eine erschütternde Diagnose. Was bedeutet es, Mutter zu sein unter körperlich und psychisch fast nicht aushaltbaren Bedingungen? Auf der Suche nach der Grundbedeutung von Mutterliebe werden traditionelle Rollenbilder und Tabus in Frage gestellt. Ein eindrücklicher und vielschichtiger Roman aus Mexiko. Auch in Spanisch.

Wildwuchs. Erzählungen aus Wolhynien von Chaim Nachman Bialik (aus dem Hebräischen von Ruth Achlama)

Bialiks prägende Texte für Israels kulturelles Gedächtnis erscheinen erstmals auf Deutsch. Wildwuchs schildert den Aufbruch eines jüdischen Jungen gegen Konvention und Gewalt – eine Geschichte über Freiheit, Identität und Widerstand. Ayelet Gundar-Goshens Nachwort, das Bialiks Werk mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 verknüpft, unterstreicht dessen zeitlose Relevanz.

Das letzte Viertel des Mondes von Chi Zijian (aus dem Chinesischen von Karin Betz)

Der Alltag der Evenken orientiert sich an der Wanderung der Rentiere. Die Koexistenz und  Verwebung von Mensch und Natur findet in der reichen Mythen- und Sagenwelt ihren Widerhall. Die Erzählungen der Witwe des letzten Evenkenhäuptlings sind Streifzüge in diesen fremden und doch eigentümlich vertrauten Kosmos. Übrigens: Der Begriff des Schamanismus hat seinen Ursprung im Evenkischen. Auch in Chinesisch.

Das Licht hinter all den Schatten von Ledicia Costas (aus der spanischen Übersetzung von Anja Rüdiger)

Julia und ihr Sohn ziehen nach der Scheidung ins ländliche Galicien zur Grossmutter. Aus der Perspektive von drei Generationen wird feinfühlig und humorvoll erzählt, wie sich die Eingewöhnung und das Zusammenleben gestalten. Dabei werden verdrängte Familiengeheimnisse aufgerollt und die schwierige Beziehung zu einem alternden Familienmitglied beleuchtet. Auch in Galicisch.

Feinschnitt Barcelona von Adrià Pujol Cruells (aus dem Katalanischen von Matthias Friedrich)

Da rappelt’s im Karton! Als Promenadenmischung aus Autofiktion und anthropologischem Essay streicht dieses Buch mit scharfen Sinnen durch Barcelona, die 90-er und Nullerjahre. Es pinkelt an die Strassenecken und kaut den katalanischen Koryphäen ein Ohr ab. Dieser ausgelassene, informative und schonungslose Trip nach ‘Barna’ verstopft bestimmt keine Strassen.

Das Land der Jungen von Dénes Krusovszky (aus dem Ungarischen von Terézia Mora)

In neun Erzählungen zeigt der Autor, wie klassische Männlichkeit an den Lebensrealitäten seiner Figuren zerbricht. Alle versuchen sie auf ihre Art, ein Rollenbild beizubehalten, das ihnen so vertraut scheint. Doch ausnahmslos finden sie ihr Kippmoment – und darin die Freiheit, vieles zu sein. Auch in Ungarisch.

Aus gleichem Holz von Marion Fayolle (aus dem Französischen von Ruth Gantert)

Marion Fayolle zeichnet in ihrem schmalen Debütroman mit unzimperlichem und gleichzeitig zartem Strich das Leben von Mensch und Tier auf einem Hof in der Ardèche. Eine Welt, die zubeisst und trockenleckt. Eine Welt, die zusammenhält. Eine Welt, die bereits von einem drohenden Ende bewohnt wird, das in ganz alltäglichen Sätzen widerhallt. Auch in Französisch.

Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen von Milica Vučković (aus dem Serbischen von Rebekka Zeinzinger)

Wie entsteht eine toxische Beziehung – und warum bleibt man darin gefangen? Der Roman von Milica Vučković blickt jenseits des Social-Media-Hypes auf das Thema und zeigt mit Tragik und Witz, wie Manipulation und Missbrauch wirken – und warum wir oft erst merken, dass wir gefangen sind, wenn es zu spät ist.

Sechzehn Monate von Fabio Andina (aus dem Italienischen von Karin Diemerling)

Ein Roman, der auf den Erlebnissen des Grossvaters des Autors basiert: Giuseppe Vaglio wird 1944 in Norditalien denunziert und von der Wehrmacht verhaftet, weil er mithalf, Juden über die Grenze in die Schweiz zu bringen. Es folgt eine 16-monatige Odyssee durch Internierungslager, KZ und schliesslich, nach Kriegsende, der lange Weg zu Fuss zurück ins Heimatdorf. Auch in Italienisch.

Tschiera von Flurina Badel

Aita kehrt nach dem Tod ihrer Mutter aus Wien ins Unterengadin zurück. Es muss über ihr Elternhaus entschieden werden. Zu welchen Gunsten? Wie das Vorhandensein von bezahlbarem Wohnraum auf den Schultern von einzelnen Menschen und Familien lastet, schildert dieser Roman eindrücklich in einer Sprache, die auch zu tanzen weiss. In Rätoromanisch. Die Übersetzung auf Deutsch wird im Frühjahr 2026 erscheinen, natürlich auch in der ZB.

Berührung von Ólafur Jóhann Ólafsson (aus dem Isländischen von Gisa Marehn)

Während der Corona-Pandemie entscheidet sich Kristofer, ein 70-jähriger Isländer, nach Japan aufzubrechen. Er möchte Miko wiederfinden. 1969 hatte er sich in London in sie verliebt. Er schmiss das Studium und arbeitete im japanischen Restaurant von Mikos Vater, bis sie verschwand. Feinsinnig und humorvoll schildert Ólafsson, wie Erinnerungen an Gefühle und Bilder viele Jahre überdauern können.

Nunaapiga. Mon cher petit territoire Diverse Autor*innen (aus dem Inuktut von Marc-Antoine Mathieu und Juliana Léveillé-Trudel)

Diese Anthologie vereint Kurzgedichte auf Inuktitut, die von und für Inuit geschrieben wurden. In Ateliers in Nunavik und Montreal entstanden, sind sie auf Französisch übersetzt, so dass sich auch Sprachlernende und Lesegäste zurechtfinden. Das Querformat des Buchs öffnet eine weite Landschaft, in der wir den Spuren von Stimmen, Sprache und Schrift folgen können.


- Liaison Librarians für Literaturen und Sprachen:
Madeleine Boxler-Klopfenstein, Gian Carlo Danuser, Vicky Karagiannis, Mirja Lanz, Tamara Lehner-Loosli, Ulrike Marx-Alberding, Andrea Sommaruga, Susanna Truniger, Željka Vulović


Ein Gesangbuch geht um die Welt

Der Nachrichter sprach mit seim Mund,
Und weynet auch von Herzens Grund,
Also gar inniglichen:
Ich bin unschuldig an diesem Blut,
Das glaub ich fest in meinem Muth,
Obschon ich hab müssen richten.

Das sollen die Worte des Scharfrichters gewesen sein, nachdem er 1614 den Täufer Hans Landis in Zürich geköpft hatte. Die Strophe stammt aus dem 132. Lied des «Ausbundes». Das Gesangbuch der Täufer ist eine Auswahl (ein Ausbund) unterschiedlicher Lieder und wird heute noch von einigen täuferischen Gemeinschaften Nordamerikas im Gottesdienst gebraucht.

Die religiöse Minderheit der Täufer hat ihren Ursprung in Zürich und ist dieses Jahr 500 Jahre alt geworden. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie aus Zürich vertrieben. Später wanderten viele mit anderen täuferischen Flüchtlingen nach Nordamerika aus.

Die Lieder des «Ausbundes» sind geprägt von Besorgnis und vermitteln Gottvertrauen in bedrohlichen Zeiten. Viele davon sind Erzähllieder und schildern, wie das über Hans Landis, das Schicksal täuferischer Märtyrer und Märtyrerinnen. Die gesungenen Leidensklagen waren regimekritisch und sprachen in der Schweiz nachweislich nicht nur Täufer an.


- Christian Scheidegger 
Alte Drucke und Rara


Noten über Noten!

Ausschnitt aus dem umfangreichen Bestand der Musikabteilung. (Bild: ZB Zürich)

Suchen Sie Noten zum eigenen Musizieren oder möchten Sie im nächsten Konzert den Notentext mitverfolgen? Ob Liederbuch, Klavierauszug, Partitur oder Stimmenmaterial, ob verschiedene Besetzungen durch die Epochen der Musikgeschichte: Über 100'000 Notendrucke aus dem Bereich der sogenannten «klassischen» Musik, von der ersten gedruckten weltlichen bis zur zeitgenössischen Musik, aber auch «Leichte Muse» oder Noten für den Musikunterricht hält die Musikabteilung der Zentralbibliothek für Sie bereit. 

Natürlich bietet das Internet eine Fülle von Notenmaterial, das sich bequem herunterladen lässt. Aber wie steht es um die Qualität der Notentexte? Bei uns in der ZB finden Sie qualitativ hochwertige und inhaltlich zuverlässige Notendrucke von Musikverlagen, die Ihnen eine gute Basis für das eigene Musizieren und Studieren ermöglichen. Vieles davon können Sie nach Hause ausleihen.

Wir unterstützen Sie mit Tipps fürs Stöbern in swisscovery. Und wenn Sie bei uns doch etwas vermissen und es weder per Kurier aus einer anderen Bibliothek bestellbar noch online auffindbar ist, senden Sie uns einen Anschaffungsvorschlag – wir sind offen für Anregungen!


- Eva Hanke / Frédérique Renno
Musikabteilung


Fähigkeitszeugnis aus dem 18. Jahrhundert

Lehrbrief von Caspar Hofmeister, ausgestellt von Abraham Uffelmann. (Bild: ZB Zürich, Ms. Z X 601)

Heutzutage sieht ein Fähigkeitszeugnis ganz anders aus als im 18. Jahrhundert. In unserem Beispiel sehen Sie einen wunderschönen kalligraphierten, auf Pergament geschriebenen und mit Zeichnungen verzierten Lehrbrief aus dieser Zeit. Er wurde vom Schreibmeister Johann Jakob Roschi illustriert. Die kunstvollen Ornamente unterstrichen die Bedeutung und den Wert des Dokuments. Sie trugen auch zur Fälschungssicherheit bei.

Der Lehrmeister Abraham Uffelmann stellte diesen Lehrbrief seinem Lehrling Caspar Hofmeister aus Zürich am 1. Juli 1784 aus. Dieser absolvierte seine dreijährige Lehre im Gastgewerbe im Gasthof zum Falken in Bern. Im Abschlusszeugnis wird Caspar Hofmeister von seinem Lehrmeister als treu, ehrlich, sittsam, fleissig und bescheiden beschrieben. Abraham Uffelmann war in diesem Zeitraum Pächter in diesem Gasthof.

Im 18. Jahrhundert bildeten die Meister, wie heute die Berufsbildner, die Lehrlinge drei bis vier Jahre aus. Der Ruf des Meisters galt oft als Garantie für eine erfolgreiche Ausbildung. Nach bestandener Gesellenprüfung wurden die Auszubildenden mit einer Zeremonie «freigesprochen» und konnten dann als Gesellen weiterarbeiten. Nach der Lehre gingen viele auf Wanderschaft, auch bekannt als Wanderjahre, um ihre erlernten Kenntnisse zu vertiefen und Lebenserfahrung zu sammeln. Auf der Wanderschaft führten die Gesellen ein Wanderbuch. Darin wurden an jeder Station Arbeitszeugnisse, Städtesiegel und Zollstempel eingetragen. Dies diente als Nachweis ihrer Reise und Arbeit.

Die Grundlagen für das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis, wie wir es heute kennen, wurden mit der Einführung des ersten Berufsbildungsgesetzes im Jahr 1930 geschaffen. Es ist ein offizielles Dokument für die Qualifikation nach einer abgeschlossenen Lehre.

Das Digitalisat des Lehrbriefs von Caspar Hofmeister ist samt Schuber auf e-manuscripta publiziert.


- Franka Liersch
Lernende Fachfrau für Information und Dokumentation


Feiertagssaison

Das Osterfeuer wird in den Kirchen in der Osternacht entzündet. (Bild: Ulrike Bohr, Pixabay)

Ostern, Pessach, Ramadan – der Frühling ist Feiertagssaison für Judentum, Christentum und Islam. Dies gilt dieses Jahr besonders, da das Fest des Fastenbrechens am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan dieses Jahr am 30./31. März gefeiert wird. Das wichtigste jüdische Fest, Pessach, das an den Auszug aus Ägypten erinnert, findet in diesem Jahr vom 12. bis 20. April statt, und das höchste Fest im Christentum, Ostern, ist 2025 in allen grossen Konfessionen am 20. April.

Wundern Sie sich also nicht, wenn sie in diesen Wochen rund um die Zürcher Moscheen, Synagogen und Kirchen vielen feiernden Menschen begegnen!

Wenn Sie sich zu diesen Festen und Religionen informieren möchten, finden Sie im Bestand der Zentralbibliothek eine Fülle von Literatur, zum Beispiel mit dieser Suche.


- René Schurte
Liaison Services

Fischrezepte von Zürichs erster Kochlehrerin

Fischrezepte im «Bürgerlichen Kochbuch» von Anna Bosshard. (Bild: ZB Zürich)

Nächstes Wochenende ist Ostern. Höchste Zeit also, ein paar Fischrezepte für den Karfreitag herauszusuchen. Wir haben in Anna Bosshards «Bürgerlichem Kochbuch» nachgeschlagen und es wird allen Erwartungen gerecht: Gebackene, gebratene, gedämpfte, gekochte, blaugekochte Fische und Fische au gratin – für jeden Geschmack findet sich das passende Rezept.

Als erste Kochlehrerin der Stadt Zürich unterrichtete Anna Bosshard «in ganz ausgezeichneter Weise» an der städtischen Gewerbeschule. Das «Fräulein Bosshard» veröffentlichte sein «Bürgerliches Kochbuch» um 1900 und es wurde zum Schulbuch und Dauerbrenner: 1902 erschien bereits die 2. Auflage, 1945 die 22.

Neben einfach zu kochenden Rezepten bietet das Büchlein Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung und zum haushälterischen Haushalten. Ein Werbetext empfahl es für «die ungeschulte junge Hausfrau» und ein älterer Junggeselle pries es in der NZZ als letzte Rettung. Heute verrät es uns mit den Preisangaben zu allen Rezepten, wie viel damals 750 g Fische, 125 g Schweinefleisch oder 3 Eier kosteten – und natürlich, wie einfache Gerichte zubereitet wurden. Zum Beispiel mit «Brösmeli».


Stefanie Ehrler
Turicensia

Munzinger Online

Bild: Screenshot (https://online.munzinger.de/)

Das Portal Munzinger Online vereint eine ganze Reihe bedeutender Standardwerke. Die Teildatenbanken können gemeinsam oder separat durchsucht werden.
Die Wörterbücher von DUDEN Sprachwissen beantworten alle möglichen Fragen rund um die deutsche Sprache. In Munzinger Länder (Fortführung des Internationalen Handbuchs) und der Munzinger Chronik gibt es stetig aktualisierte Einträge zu allen Ländern und dem Weltgeschehen seit 1986, während Munzinger Personen mehr als 32'000 Kurzbiographien bietet (Internationales Biographisches Archiv).

Komponisten der Gegenwart KDG verzeichnet die Koryphäen der Musikkomposition seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die beiden Kritischen Lexika zur deutsch- bzw. fremdsprachigen Gegenwartsliteratur KLG und KLfG werden thematisch durch die Literaturzeitschrift Neue Rundschau ab ihrer Erstausgabe 1890 ergänzt. In Filmdienst schliesslich sind fast 40'000 Filmkritiken der gleichnamigen Zeitschrift gesammelt.

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Zugang: Angehörige der Universität Zürich haben im Campusnetzwerk Zugriff (inklusive VPN). Benutzende der ZB, die nicht der Universität angehören, können Munzinger Online über unseren kostenlosen Service PURA / SLSkey oder an den öffentlichen Geräten in der ZB nutzen.


- Stephan Schmid
E-Medien

Dissonanzen in «Alt Helvetien»

Henri Abraham Chatelain : Carte ancienne de la Suisse avec des remarques abregées sur les divers événemens et revolutions qui y sont arrivées, et particulièrement celles qui ont donné lieu à leur liberté. Amsterdam: [chez l’Honoré & Châtelain], [1705−1739], https://doi.org/10.3931/e-rara-78150.

Das Blatt Carte ancienne de la Suisse avec des remarques abregées sur les divers événemens et revolutions qui y sont arrivées, et particulièrement celles qui ont donné lieu à leur liberté stammt aus der Sammlung des Zürcher Zeichners und Buchhändlers Leonhard Ziegler zum Egli (1782−1854), der mit seiner Donation den Grundstein für die Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich legte und einen bedeutenden Beitrag zum Bestand der Kartensammlung leistete. In seinem Katalog listet er die Tafel unter dem Namen Alt Helvetien auf. Seinem Eintrag ist zudem zu entnehmen, dass die Tafel um 1708 in Amsterdam in Henri Abraham Chatelains Atlas historique ou nouvelle introduction à l'histoire, à la chronologie et à la géographie ancienne et moderne erschienen ist.

Die Carte ancienne de la Suisse gibt in Text, Bild und Karte die Geschichte der Alten Eidgenossenschaft wieder. Bei näherer Betrachtung der Tafel offenbaren sich erstaunliche Dissonanzen zwischen Text, Bild und Karte. Die Karte soll das Gebiet der Alten Eidgenossenschaft zeigen, jedoch sind nicht wie zu erwarten die Namen der drei Waldstätten darin eingetragen, sondern Canton D’Untervald, Canton D’Uri und Canton d’Appenzell. Letztgenannter wurde jedoch erst 1411 zugewandter Ort und auch erst 1513 als Vollmitglied der Eidgenossenschaft aufgenommen.

Dieselben Kantonsnamen finden sich auch bei einer der sechs Historien, die unterhalb von Text und Karte angeordnet sind. In der Mitte unten wird der Bündnisschwur «Ligue d’Ury, Apenzel, et Unterval» dargestellt. Die genannten Namen auf der zugehörigen Titelleiste am unteren Rand stehen im Widerspruch zu den im Bild dargestellten Wappen von Uri, Schwyz und Underwalden, welche auf die Landeszugehörigkeit der Schwörenden verweisen. Die Nennung von Uri, Underwalden und Appenzell als ursprüngliche Bündnispartner der Eidgenossenschaft, deren Zusammenschluss die Freiheit der Schweiz begründet haben soll, widerspricht auch dem Text auf der rechten Seite der Karte. Hier wird Wilhelm Tell als «un des Principaux» des Landes Uri beschrieben, der sich der despotischen Herrschaft widersetzte und nach dem Tyrannenmord seine Landsleute dazu aufrief, das Joch der fremden Obrigkeit abzuschütteln. Werner Stauffacher aus dem Kanton Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnold von Melchtal aus Unterwalden unterstützten sein Ansinnen und legten mit ihrem Schwur den Grundstein der Eidgenossenschaft; ein Vertreter Appenzells wird jedoch hier nicht erwähnt.

Diese spannenden, feinen Dissonanzen zwischen Text, Bild und Karte auf der Carte ancienne de la Suisse, deren Ursprung noch ergründet werden muss, mindern keineswegs den besonderen Wert des Atlas Historique, aus dem das Blatt stammt. Das siebenbändige Werk Chatelains, das rund 300 Karten, Ansichten von besonderer Qualität, Pläne, Tabellen sowie heraldische und genealogische Tafeln umfasst, bleibt ein monumentales Werk und eine einzigartige Quelle der Historiografie des beginnenden 18. Jahrhunderts.


- Ylva Gasser
Karten und Panoramen

Wissenschaftliches Arbeiten im digitalen Zeitalter

Foto: unsplash.com, Marvin Meyer

Das Frühlingssemester hat begonnen, und viele Bachelor-Studierende besuchen Einführungskurse zum wissenschaftlichen Arbeiten. Die Vermittlung wissenschaftlicher Denk-, Arbeits- und Schreibkompetenzen ist eine zentrale Herausforderung jedes Studiengangs – und für Studierende eine der komplexesten Lernaufgaben. Durch neue Technologien hat sich diese Herausforderung nochmals erweitert. Künstliche Intelligenz und andere digitale Werkzeuge erleichtern das wissenschaftliche Arbeiten nicht nur, sondern verändern es grundlegend. Damit wachsen auch die Anforderungen an Informations- und Medienkompetenzen – nicht zuletzt, um Fakten von Falschinformationen in der Wissenschaft unterscheiden zu können.

Die ZB bietet nicht nur eine Auswahl hilfreicher Titel in ihren Beständen (und viele weitere, je nach Suchstrategie), sondern auch praxisnahe Schulungen durch unsere Fachkolleg*innen. Wer sich lieber kompakt und digital über Mittag weiterbilden möchte, dem seien unsere Coffee Lectures empfohlen: In 30 Minuten erhalten Sie wertvolle Tipps zu KI, Recherchetools, Informationsmanagement und weiteren Themen aus der Forschungswelt.


- Christina Saumweber
Liaison Services

Brockhaus Enzyklopädie Online

Bild: Brockhaus

Neue Auflagen des Brockhaus werden keine mehr gedruckt. Doch im World Wide Web lebt die Enzyklopädie, deren Geschichte bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreicht, weiter. Angereichert mit multimedialen Elementen und zahlreichen Verweisen und Verlinkungen zwischen den Artikeln wurde das bedeutende Standardwerk ins Internetzeitalter überführt.

Dank der Sprachausgabe, Lesehilfen und einem integrierten Übersetzer kann die Nutzung individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Die Inhalte decken alle möglichen Themenbereiche ab, sind redaktionell geprüft und werden regelmässig aktualisiert. Damit ist für Verlässlichkeit gesorgt, die in unserer schnelllebigen Zeit oft zu wünschen übriglässt.

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Zugang (via swisscovery): Angehörige der Universität Zürich haben im Campusnetzwerk Zugriff (inklusive VPN). Benutzende der ZB, die nicht der Universität angehören, können den Brockhaus an den öffentlichen Geräten im Lesesaal der ZB konsultieren.


- Stephan Schmid
E-Medien

Fotokünstlerischer Vorlass von Eduard Widmer

Im vergangenen Jahr schenkte Eduard Widmer (*1932) der Zentralbibliothek Zürich seinen fotokünstlerischen Vorlass mit Schweizer Motiven. Nach einer Lehre als Postbeamter absolvierte er von 1959 bis 1962 die Fachklasse für Fotografie bei Walter Binder und Serge Stauffer an der damaligen Kunstgewerbeschule Zürich. Anschliessend war er im Werbeatelier von Josef Müller-Brockmann und für die Expo 64 in Lausanne tätig. Bereits 1965 machte Eduard Widmer sich selbständig.

Seine Aufnahmen erschienen in den Kulturzeitschriften DU und Turicum sowie im Magazin des Tages-Anzeigers. Ab Mitte der 1960er-Jahre veröffentlichte er seine Fotografien in Einzelpublikationen in den Verlagen Atlantis, Office du Livre, Ex Libris, Haupt und Zytglogge: Guarda, Das Engadinerhaus und Das grosse Burgenbuch der Schweiz erfuhren enorme Popularität. 1984 und 1991 folgten Führer und Buch zu den Forschungs- und naturwissenschaftlichen Ausstellungen Phänomena und Heureka in Zürich.

Neben der Schweiz galt Eduard Widmers künstlerisches Interesse der Türkei, wo zwischen 1958 und 1978 eindrückliche Fotoreportagen osmanischer und byzantinischer Architektur sowie seldschukischer Kunst entstanden. Eine Auswahl an Fotografien erschien 2019 unter dem Titel Türkei 1958–1978. Politik, Religion und Gesellschaft im Alltag. Neben den kunst- und architekturhistorischen Motiven nehmen soziale Themen einen grossen Raum im Schaffen von Eduard Widmer ein. Unter dem Titel Soziale Berufe fotografierte er über Jahrzehnte hinweg Szenen aus der Alten-, Kranken- und Hauspflege und aus Kindertagesstätten.


- Jochen Hesse
Graphische Sammlung

Von der Avantgarde ins Museum: 100 Jahre Surrealismus

Von der Avantgarde ins Museum: 100 Jahre Surrealismus

2024 stand das Surrealismus-Jubiläum weltweit im Rampenlicht. Was aus diesem Anlass publiziert wurde, finden Sie in der Zentralbibliothek. Hier eine kleine Auswahl: In Brüssel startete eine Wanderausstellung, die an jedem Ort neue Facetten des Surrealismus hervorhebt – 2025 in der Hamburger Kunsthalle. In Lausanne ging man den spielerischen Seiten dieser Avantgardebewegung nach, in Deutschland zeigte man, was Alberto Giacometti mit ihr zu tun hat, und andernorts wurden Spuren des Surrealismus in Italien präsentiert.

Ist Surrealismus noch relevant? Wo sieht man Surrealistisches in heutigen Bildern? Auch auf solche Fragen erhalten Sie jetzt neue Antworten – und zwar bei uns in der Zentralbibliothek.


- Lothar Schmitt
Liaison Services

Titelbild Startseite: Reproduktion von l'Ultrameuble von Kurt Seligmann



Weltweites Unikat aus dem 16. Jahrhundert


Peter Riedemann: Rechenschafft unserer Religion, Leer und Glaubens, ohne Ort und Jahr. (ZBZ, Abteilung Alte Drucke, RP 140).

Niemand würde denken, dass das kleine Büchlein im Sedezformat, das wir heute vorstellen, eine rege Geschichte hinter sich hat. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert, als die Täuferbewegung als Abspaltung von Zwinglis Reformation im Kanton Zürich stark verfolgt wurde. Vermutlich gelangte es mit hutterischen Missionaren aus Osteuropa hierher.

Die täuferische Gruppierung der Hutterer stammte aus dem Tirol und genoss in Mähren bis 1622 weitgehende Glaubensfreiheit. Von 1574 bis 1617 kamen immer wieder hutterische Missionare in die Eidgenossenschaft und ermutigten ihre Glaubensgenossen, auf einen ihrer Brüderhöfe auszuwandern, wo sie keinen Repressionen mehr ausgesetzt waren. Im Zeitraum zwischen 1593 bis 1622 gab es in Mähren rund 20'000 Hutterer auf 74 hutterischen Brüderhöfen, wo zahlreiche Familien in Gütergemeinschaft zusammenlebten. Richtschnur ihres Glaubens war das vorliegende Büchlein ihres Lehrers Peter Riedemann mit dem Titel Rechenschafft unserer Religion, Leer und Glaubens

Nicht alle Zürcher Täufer waren über die Missionare aus Mähren und ihre Literatur erfreut. Viele lehnten verschiedene Aspekte der hutterischen Theologie ab. So bemerkte etwa der Täuferlehrer Hans Müller von Dürnten anlässlich eines Verhörs trocken, dass er mit diesen Büchern nichts zu tun habe. Die Zürcher Obrigkeit war sich der lehrmässigen Unterschiede zwischen den Hutterern und den hiesigen Täufern hingegen nicht bewusst. Das geht aus der 600 Seiten starken, antitäuferischen Abhandlung Der arme Zoller des Wädenswiler Pfarrers Jakob Vollenweider hervor, worin er verschiedene Täufergruppen in den gleichen Topf warf, und auch aus der theologischen Auseinandersetzung mit dem Täufertum, welche die Kirchen- und Schuldiener am 10. Mai 1612 verfassten (heute im Staatsarchiv Zürich). Die Pfarrer zitierten darin wörtlich aus dem vorliegenden Druck, als wäre er ein repräsentatives Werk der Zürcher Täufertheologie.

Die Ausgabe in der Zentralbibliothek Zürich ist ein weltweites Unikat.


- Urs Leu
Alte Drucke und Rara

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