«Die furchtbare Gletscherwelt des Berner Hochgebirges»

Johann Jakob Schweizer: Das Faulhorn im Grindelwald: ein Topographie- und Panorama-Gemälde entworfen von mehreren Alpen-Freunden. Bern: C. A. Jenni, 1832.

«Da liegt dem Schauenden die furchtbare Gletscherwelt des Berner Hochgebirges offen vor Augen.» Dies ist ein Zitat aus der 1832 herausgegebenen Abhandlung «Das Faulhorn im Grindelwald: ein Topographie- und Panorama-Gemälde entworfen von mehreren Alpen-Freunden». Darin wird die herrliche, mit ihrer Mannigfaltigkeit, Ausdehnung und Schönheit einmalige Fernsicht von diesem Berg nicht zuletzt mit dem darin enthaltenen «Panorama vom Faulhorn im Berner-Oberland» von Franz Schmid gewürdigt. Herausgegeben wurde das Büchlein vom Zürcher Johann Jakob Schweizer, der von 1825 bis 1843 Pfarrer in Trub war. Die Einleitung und den ersten Teil über die neue Gastwirtschaft, heute eines der ältesten Berggasthäuser der Alpen, verfasste Schweizer selbst. Zur Topografie des Faulhorns schrieben in ihrer Zeit anerkannte Fachleute Beiträge, unter ihnen Bernhard Studer (1794-1887), Professor der Mineralogie und Mathematik in Bern.

Im letzten, der Aussicht gewidmeten Teil beschreibt, vergleicht, lobt und kritisiert Gottlieb Samuel Studer (1804-1890) das Panorama des Schwyzer Künstlers Franz Schmid (1796-1851). Der Berner Bergsteiger und Pionier des Alpinismus war als Sachbuchautor und Panoramazeichner bekannt, und so wundert es wenig, wie detailliert er das Schmidsche Werk analysiert und auf Unstimmigkeiten aufmerksam macht: «Fehlerhaftes findet sich auf diesem Blatte nur Weniges; doch beliebe man Folgendes darin zu berichtigen: Rechts vom Silberhorn an der Jungfrau fehlt das Mittagshorn, das sichtbar ist und dessen Umrisse auf der Zeichnung mit dem Silberhorn verschmolzen sind. Die Geissfluh sollte von den Wallenstöcken getrennt dargestellt sein, da das Engelbergerthal zwischen diesen beiden Ketten liegt.»

Ist Studers Kritik gerechtfertigt? Finden sich weitere Lücken oder gar Fehler? Um dies zu beurteilen, lohnt es sich, auf den Gipfel zu steigen. Nehmen Sie dann «das neueste, dieser Schrift als ein unentbehrlicher Wegweiser und Leitstern beigelegte, erst im Sommer 1831 von Franz Schmid aufgenommene und auf Stein radierte Panorama zur Hand, das vor den bisherigen die ausgezeichnetsten Vorzüge hat, und die vollständigste Rundzeichnung dieser Prachtsaussicht giebt».

- Ylva Gasser
Karten und Panoramen

«Beste Grüsse im Hirzel & der Tante gute Besserung»

Johannes Gessner: Johanna Heusser in Vetters Haustalar, Zeichnung von 1850. Signatur: Hs FA 4aa: B 1.

2023 wurden die Heidi- und Johanna-Spyri-Archive von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 2027 jährt sich der Geburtstag der Schriftstellerin zum 200. Mal. Aus diesem Anlass wird das in der ZB Zürich deponierte Johanna Spyri-Archiv digitalisiert und auf e-manuscripta.ch veröffentlicht. Dass Johanna Spyri (1827-1901) nach wie vor Interesse weckt, ist daran zu erkennen, dass von den bisher etwa 300 digitalisierten Dokumenten aus ihrem Familienarchiv bereits die Hälfte von unseren Nutzenden transkribiert wurde.

Im Familienarchiv von Johanna Spyri befinden sich Briefe von Conrad Ferdinand Meyer, von ihrem Bruder Jakob Christian Heusser, der nach Südamerika auswanderte, und auch Dokumente der Mutter, Meta Heusser-Schweizer, einer Dichterin. Mit seinen vielen Briefen von und an die Autorin bietet der Bestand unschätzbare Einblicke in die Lebenswelt einer vielseitigen Familie im 19. Jahrhundert und in deren Freundeskreis.

Ein Beispiel sind die Briefe von Johanna Spyris Neffen. Am 15. Oktober 1874 schrieb der 22-jährige Theodor Constantin Heusser einen Brief an seine Eltern in der Schweiz (Hs FA 4ab: 9.3.14). Der Medizinstudent war zu der Zeit für ein paar Wochen in Lyon. Er vergleicht in seinem Brief die Umstände in den Kliniken, die Behandlungsmethoden und auch den generellen Zugang zur Medizin, indem er die französische der deutschen Tradition gegenüberstellt. Während er die Eleganz und Effizienz der chirurgischen Fähigkeiten seiner französischen Berufsgenossen bewundert und rühmt, bemängelt er die «rohe» Behandlung der Patienten durch die Ärzte und generell deren Nachsorge. Theodor Constantin Heusser beschreibt und begründet diese Unterschiede aus eigener Perspektive und gibt damit auch Teile seines Weltbildes und seiner Denkweise preis. In seinen Briefen an seine Familie erzählt er nicht nur von seinem Wohlbefinden, sondern auch von seinem Studienalltag und von den Erfahrungen, die er als Medizinstudent sammelt.

- Joëlle Fischer
wissenschaftliche Mitarbeiterin

Studienbeginn: Auf los geht’s los!

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Mit dem Studienbeginn startet für Erstsemestrige eine spannende und intensive Zeit.

Der Wechsel von Gymnasium oder der Erwachsenenmatur ins Studium ist fordernd, denn nun sind die Studierenden sich mehrheitlich selbst überlassen. Jetzt wird das selbstregulierte Lernen besonders wichtig. Im Kern geht es darum, dass Studierende für sie geeignete Abläufe und Lernstrategien finden, um ihren Lernprozess optimal zu unterstützen.

Dass die richtige Umgebung dabei hilft, steht ausser Frage. An der ZB finden sich viele ruhige Lernplätze und für bald alle Fragen die passende Literatur. Beim Neuerwerbungsregal, zum Beispiel, lässt es sich sogar herrlich pausieren und durchatmen.

Wir wünschen allen Studierenden einen guten Start ins Studium und freuen uns, Sie (wieder) in der Zentralbibliothek zu begrüssen.

-Tamara Lehner-Loosli
Liaison Services

Unschlagbare Nachschlagewerke

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Was wären Studium, Lehre und Forschung ohne Nachschlagewerke? Sie helfen beim Einstieg, bieten einen Überblick der Fachbegriffe und sind für die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Fachgebiet oft unerlässlich. Unsere Liaison Librarians haben einige der wichtigsten Werke zusammengestellt. Weitere Nachschlagewerke finden Sie in unserem Verzeichnis der Datenbanken und E-Ressourcen.

Deutsch: Verfasser-Datenbank
Die Verfasser-Datenbank führt mehrere Standardnachschlagewerke zur deutschen Literatur zusammen und informiert damit in über 20’000 Artikeln über Schriftsteller:innen des deutschen Sprachraums vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wird laufend aktualisiert und erweitert.

Englisch: Literature Online*
LION vereint zahlreiche Nachschlagewerke, Biografien, Literaturlexika sowie unzählige Werke der englischen und amerikanischen Literatur mit Volltextzugang. Ein guter Einstieg, um sich zu einem Thema einen ersten Überblick zu verschaffen und weiterführende Literatur zu finden.

Geschichte: Lexikon des Mittelalters
Dieses Standardwerk der Mediävistik bietet in über 36’000 Artikeln eine umfassende Darstellung aller Bereiche der mittelalterlichen Kultur, Gesellschaft und Politik in Europa, Afrika und dem Nahen Osten.

Pädagogik: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE)*
Das Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft enthält die für den deutschsprachigen Raum wichtigsten Begriffe, Forschungsrichtungen und Personen der Disziplin und ist besonders für Erstsemestrige ein Muss. Dabei wird die gesamte Breite der Disziplin erfasst und auch Länderbeschriebe nicht gescheut.

Philologien (u.a. Skandinavistik): Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur (KLfG)*
Standardwerk zur zeitgenössischen Weltliteratur, in über 820 Artikel werden Leben und Werk von herausragenden Schriftsteller:innen vorgestellt. Man findet zu allen Ländern etwas, z.B. einiges zu Skandinavien.

Philosophie: Stanford Encyclopedia of Philosophy (SEP)
Dynamisches Nachschlagewerk zu Personen und Begriffen der Philosophie, verfasst von Expert:innen und laufend aktualisiert und ergänzt im peer-review Verfahren. Gilt als eines der besten Onlinelexika des Fachs. (Open Access)

Politologie: Europa World
Europa World ist auf der ganzen Welt eine führende Onlineressource zu mehr als 250 Ländern und Territorien sowie zu internationalen und regionalen Organisationen mit Informationen zu Politik, Wirtschaft und statistischen Basisdaten.

Psychologie: Dorsch – Lexikon der Psychologie
Das Standardwerk ermöglicht eine umfassende Orientierung über Grundlagen, Konzepte und Begriffe der Psychologie. Das Lexikon wendet sich an Studierende und Fachpersonen der Psychologie, der Psychiatrie, der Pädagogik und angrenzender Fächer.

Publizistik, Kommunikationswissenschaften: Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft
Im deutschsprachigen Raum kommt man nicht an dem Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft vorbei, da es Einträge für das gesamte Fach beinhaltet. Mitherausgeber ist Prof. Em. Dr. Otfried Jarren von der Universität Zürich.

Recht: LexFind
Auf LexFind.ch kann die gesamte schweizerische Gesetzgebung von Bund und Kantonen abgerufen werden. Die Daten werden täglich aktualisiert und sind somit gleich aktuell wie die Webseiten der Kantone und des Bundes. Das Portal wird im Auftrag der Schweizerischen Staatsschreiberkonferenz von Sitrox betrieben. Für die juristische Arbeit zeichnet das Zentrum für Rechtsinformation ZRI verantwortlich. (Open Access)

Soziologie: Lexikon zur Soziologie
Neben der Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie gibt es das Lexikon zur Soziologie aus dem Springer VS, welches in der sechsten Auflage mit ca. 670’000 Lesezugriffen ein stark konsultiertes Nachschlagewerk der Soziologie ist. Es erscheint am 26. Oktober 2024 in überarbeitetet und ergänzter Neuauflage und beinhaltet auch Facheinträge angrenzender Disziplinen.

Theologie, Religionswissenschaft: Religion in Geschichte und Gegenwart
Dieses Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft umfasst über 15’000 Artikel über Geschichte und Gegenwart des evangelischen Christentums wie auch aller anderen Religionen und dem Phänomen Religion mit all seinen Teilaspekten.

Wirtschaftswissenschaften: Gabler Wirtschaftslexikon
Dieses bekannte Wirtschaftslexikon umfasst die Gebiete Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft. Zu mehr als 25’000 Stichworten sind Artikel von namhaften Expert:innen online zu finden.

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Zugang: Angehörige der Universität Zürich haben im Campusnetzwerk Zugriff (inkl. VPN). Benutzende der ZB, die nicht der Universität angehören, können die Werke an den öffentlichen Geräten im Lesesaal der ZB konsultieren. Die mit einem * markierten Datenbanken sind auch über unseren Service PURA / SLSKey zugänglich.


-  Liaison Librarians 

Fake News, Desinformation, alternative Fakten

Bild: Pixabay

Fake News, Desinformation, alternative Fakten: die absichtliche Verbreitung von falschen Informationen stellt uns vor gesellschaftliche, politische und persönliche Herausforderungen. Wie können wir in der alltäglichen Informationsflut den Durchblick behalten? Und wie können wir uns vor Manipulation schützen?

In unserem Bestand finden Sie eine grosse Auswahl an Sachbüchern und Ratgebern zu diesen Fragen. Lesen Sie zum Beispiel über Gefühlte Wahrheiten: Orientierung in Zeiten postfaktischer Verunsicherung. Finden Sie Anleitung zur Differenzierung in Wahrheit und Verschwörung: wie wir erkennen, was echt und wirklich ist. Oder hinterfragen Sie Halbwahrheiten mit Hörensagen: Wahrheitsfindung in einer faktenfeindlichen Welt.

Wer eher auf TikTok und zwischen Influencern unterwegs ist, kann sich mit What the fake!: wie du die Wahrheit von Falschmeldungen unterscheidest schlau machen.

Und was tun, wenn im eigenen Umfeld Fake News verbreitet werden? Einspruch!: Verschwörungsmythen und Fake News kontern gibt hierzu ganz praktische Tipps.

Stöbern Sie hier in diesen und vielen weiteren Büchern zum Thema.


- Verena Klein
Liaison Services

Rahn, Stückelberg und die Tellskapelle

Ernst Stückelberg, Porträt von Johann Rudolf Rahn, Öl auf Leinwand, 1878.

Johann Rudolf Rahn wird wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste häufig als «Vater der Schweizer Kunstgeschichte» und als «Pionier der Schweizer Denkmalpflege» apostrophiert. Er war der erste Professor für Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Auf seine Initiative hin wurde 1880 die «Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler», die spätere GSK, gegründet. Seine Passion galt dem Zeichnen. Er hinterliess 1912 der damaligen Stadtbibliothek Zürich seinen zeichnerischen Nachlass. In mehr als fünf Jahrzehnten waren über 5000 Zeichnungen und zahlreiche Skizzenbücher entstanden.

Der Historienmaler Ernst Stückelberg porträtierte Rahn als arrivierten Gelehrten. Stückelberg und Rahn waren ein Leben lang eng befreundet. Beim Wettbewerb für die Fresken in der neu zu errichtenden Tellskapelle am Urnersee gehörte Rahn der Jury an. Wie aus einem Brief Stückelbergs hervorgeht, ermutigte ihn sein Freund, am Concours teilzunehmen. Stückelberg erlangte den ersten Preis (1877). Sein von der Überlieferung abweichender Entwurf der drei Eidgenossen war Anlass für eine erbitterte Kontroverse. Erst als Stückelberg an Eides statt erklärte, sich an die überlieferte Bildformel der drei stehenden Eidgenossen zu halten, zog die Kantonsregierung von Uri ihr Veto zurück. Zwischen 1880 und 1882 konnte der Künstler seine Fresken ausführen. Am 24. Juni 1883 wurde in einem pompösen Festakt unter Anwesenheit von zwei Bundesräten, Vertretern verschiedener Kantonsregierungen und einer grossen Zahl weiterer Gäste das neue Nationalheiligtum der Urner Regierung übergeben. In der Folge avancierte Stückelberg zum Nationalkünstler.

Alljährlich am 1. August treten Erinnerungsorte wie die Tellskapelle verstärkt ins öffentliche Interesse. Hingegen sind Protagonisten wie Rahn und Stückelberg, die sich im noch jungen Bundesstaat für die Erhaltung des kulturellen Erbes und für die Schaffung identifikationsstiftender Denkmäler einsetzten, in Vergessenheit geraten. Rahns Porträt konnte 2022 erworben werden.


- Barbara Dieterich
Graphische Sammlung und Fotoarchiv

Sommerlektüre!

Füsse hoch, die literarische Sommerfahrt ist startklar. Unsere Lesetipps aus dreizehn Sprachen nehmen Sie direkt aus der ZB mit nach Angola oder Aarhus, in knifflige Entscheidungen und persönliche Umlaufbahnen, in die drusische Gemeinschaft, zur Möbelmontage oder mitten ins Zeitgeschehen.

Balaton: Novellen
von Noémi Kiss (aus dem Ungarischen von Éva Zádor)

Balaton, Sommer, Strand, Ferien. Dennoch sind die kurzen Novellen in diesem schmalen Band viel mehr als Strandlektüre: Noémi Kiss entwirft tiefgreifende Soziographien und schreibt eine Zeitgeschichte des Ungarn der achtziger Jahre, als der Wunsch nach Freiheit in der Sommerhitze bereits vollkommen spürbar ist. Auch in Ungarisch.

Die Seilspringerin
von Anna Enquist (aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers)

Was haben Komponieren und Kinderwusch gemeinsam? Wie durchdringen sich Kunst und Liebe? Oder stehen sie doch in einem unauflöslichen Widerspruch zueinander? Anna Enquist gelingt eine literarisch-musikalische Komposition über das alte Dilemma zwischen Kunst und Leben, mit dem Künstlerinnen noch immer in besonderem Mass konfrontiert sind. Auch in Niederländisch.

Naked in the Rideshare – Stories of Gross Miscalculations
von Rebecca Shaw und Ben Kronengold

Wer literarische Häppchen mag, ist mit diesem Buch wunderbar bedient. Bei Lektüre in der Öffentlichkeit ist allerdings Vorsicht geboten, da Lacher nicht auszuschliessen sind. Das Paar Shaw und Kronengold, das für die Tonight Show Starring Jimmy Fallon schrieb, hat auch zu guten Feen, dem Zusammensetzen des ersten eigenen Sofas oder zu Seelenverwandtschaften einiges zu sagen. In Englisch.

Trophäe
von Gaea Schoeters (aus dem Niederländischen von Lisa Mensing)

Afrika ganz anders. Dem leidenschaftlichen amerikanischen Jäger Hunter White wird eine unerhörte Gelegenheit zur Jagd angeboten, die ihn eindringlich mit den eigenen Wertvorstellungen und den Verstrickungen von Geld und Moral konfrontiert. Die aussergewöhnliche erzählerische Kraft des Romans trägt die Lesenden durch unsägliche Abgründe. Auch in Niederländisch.

Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe: Gedichte
von Mati Shemoelof (aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer)

In seinem aktuellen Gedichtband erzählt der arabisch-jüdische Autor die Geschichte seiner Familie. Die lyrischen Erzählungen in «diasporischer Sprache» spannen einen Bogen über Generationen hinweg von der Grossmutter zur eigenen Tochter und einen weiteren über Länder von Irak über Israel bis nach Deutschland. Es sind vielschichtige Sprachmelodien der Trauer und der Hoffnung.

Nervensystem
von Lina Meruane (aus dem Spanischen von Susanne Lange)

Eine Astrophysikerin erforscht ferne Galaxien und entflieht dabei ihrem persönlichen Planetensystem, ihren schwierigen familiären Beziehungen. Alles kreist um die Themen Körper und Krankheit. Intensiv und leidenschaftlich erzählt, verbinden sich diese Elemente zu einer Art Nervensystem, dessen fehlerfreie Funktion nicht immer gewährleistet ist. Auch in Spanisch.

Lieder aller Lebenslagen
von Stine Pilgaard (aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer)

Eine bunt zusammengewürfelte Hausgemeinschaft in Aarhus, vier Generationen unter einem Dach. Die Ich-Erzählerin, eine talentierte Dichterin, schreibt auf Wunsch die Geschichten der Bewohner:innen auf. Sie verknüpft die Erzählungen mit Liedern und Horoskopen und gibt dem einzelnen Leben einen Sinn. Leicht ironisch entsteht das humorvolle Bild einer modernen Hausgemeinschaft. Auch in Dänisch.

Bannmeilen
von Anne Weber

Anne Weber nimmt uns Lesende mit auf Streifzüge in die Banlieues von Paris. Die auf den ersten Blick trostlosen Vororte und ihre Bewohner:innen erzählen von Not und Leid, aber immer wieder auch von Hoffnung und Liebe. Mit Witz und Empathie rückt Weber die Vielschichtigkeit der Metropole jenseits des olympischen Vorzeige-Paris ins Licht.

Tasmanien
von Paolo Giordano (aus dem Italienischen von Barbara Kleiner)

Was geschieht mit einer Beziehung, wenn ein Ehepaar den Wunsch nach einem Kind endgültig aufgeben muss? Wenn zur existentiellen Krise Zukunftsängste hinzukommen, die von der COVID-Pandemie und vom Klimawandel geprägt sind? Ein durch und durch zeitgenössischer Roman, der mit Fingerspitzengefühl die Befindlichkeit unserer Gesellschaft beschreibt. Auch in Italienisch.

Gegenlicht
von Pirkko Saisio (aus dem Finnischen von Elina Kritzokat)

Eine junge Frau reist 1968 aus Finnland in die Schweiz, um eine Stelle in einem Kinderheim anzutreten. Haarfein beobachtet sie dreissig Jahre später ihre manchmal zwiespältigen Versuche, den eigenen Weg zu gehen und doch dazuzugehören. Der unbestechliche Blick der Erzählerin fällt dabei nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Schweiz und die finnische Gesellschaft. Auch in Finnisch.

Seebeben
von Djaimilia Pereira de Almeida (aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita)

Der Angolaner Boa Morte hat in der portugiesischen Kolonialarmee gegen seine eigenen Landsleute gekämpft, um als “echter Portugiese” akzeptiert zu werden. Nun irrt er als Obdachloser durch die Strassen Lissabons, begleitet von der Stimme seines Gewissens. In nie versendeten Briefen an seine unbekannte Tochter versucht er, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Auch in Portugiesisch.

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
von Tatiana Ţîbuleac (aus dem Rumänischen von Ernest Wichner)

Eine Mutter-Sohn-Beziehung, geprägt von Schuldgefühlen und Wut. Der Sohn, in Heimen aufgewachsen, erfüllt der schwerkranken Mutter den Wunsch einer gemeinsamen Reise. Seine ersten Schritte in der Erwachsenenwelt sind begleitet von traumatischen Erinnerungen, trotz allem findet jedoch zwischen den Beiden eine zaghafte Annäherung statt. Auch in Rumänisch.

Das unsichtbare Band
von Haneen Al-Sayegh (aus dem Arabischen von Hamed Abdel-Samad)

Die 15-jährige Amal weiss genau was sie will: studieren. Stattdessen muss sie heiraten. So beginnt ihr Ringen um Unabhängigkeit, Liebe und Mitgefühl. Der autobiografische Roman von Haneen Al-Sayegh besticht nicht nur durch seine Poesie, er gewährt auch einen seltenen Einblick in die abgeschiedene Welt der Drus:innen in den Bergen Libanons, insbesondere in die weibliche Gemeinschaft.

Das Meer von unten
von Marie Darrieussecq (aus dem Französischen von Patricia Klobusiczky)

Auf einer Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer gerät Rose zu Weihnachten in eine Seenotrettung, während ihre Kinder schlafen. Sie gibt einem jungen Geflüchteten wenigstens ein Handy, womit die Verbindung steht. Zusammen mit Rose stellt sich der Roman einer tragischen Realität – unbequem für jene, die es sich leisten können – ohne den Humor zu verlieren. Auch in Französisch.


- Liaison Librarians für Literaturen und Sprachen

Religionsfreiheit 1609

Twisck, Pieter Jansz: Religions Vryheyt. Een korte Cronijcsche beschryvinghe van die Vryheyt der Religien/ tegen die dwang der Conscientien/ ghetrocken wt veel verscheyden Boecken/ van Christus tijt af/ tot den jare 1609, [Hoorn] 1609. Signatur: III O 250 (mit handschriftlichem Besitzvermerk des Zürcher Theologen Johann Heinrich Ott)

Die Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht. Dennoch herrschte und herrscht an vielen Orten der Welt Intoleranz. Seit dem 16. Jahrhundert kämpften in Europa religiöse Nonkonformisten und wenige Vertreter der Grosskirchen für dieses Freiheitsrecht. Einer von ihnen war Pieter Jansz Twisck aus der niederländischen Staat Hoorn: Er veröffentlichte 1609 ein Buch über die «Religions Vryheyt», in welchem er verschiedene Kirchenväter, mittelalterliche Autoren und vor allem reformatorische Stimmen zitierte. Mit diesen Belegen wollte er der Leserschaft klar machen, dass religiöse Toleranz ein aus der Bibel abgeleitetes Gebot sei und dem Staat durch Glaubens- und Kultusfreiheit keine Nachteile entstünden.

Twisck übernahm für sein Buch dieselben Reformatorenzitate, die auch in einer früheren Petition an die Regierung von Zürich vorkommen. Sowohl er als auch der unbekannte Verfasser dieses Zürcher Textes in der Handschrift Ms. B 123 waren Täufer. Die Täufer sind eine religiöse Minderheit, die ihren Ursprung in Zürich hat und die nicht Säuglinge, sondern mündige Personen aufgrund ihres persönlichen Bekenntnisses tauft. Die Täufer leben heute unter dem Namen Mennoniten in vielen Ländern der Welt.

Täuferische und andere Verfechter der Religionsfreiheit verlangten nicht eine blosse Duldung ihrer Religionsgemeinschaft, sondern wiesen vielmehr darauf hin, dass die eingeforderten Freiheitsrechte einer höheren Quelle entstammen würden. Menschliche Autoritäten könnten diese Freiheiten weder zugestehen noch entziehen, sondern nur durch Unterdrückung verletzen.

Christian Scheidegger
Alte Drucke und Rara

Von Streaming-Plattformen, E-Books und Datenbanken

Mit PURA / SLSKey hat die ZB vor einigen Jahren einen Service ins Leben gerufen, der allen Benutzenden mit einer entsprechenden Freischaltung* den Zugriff auf eine Auswahl elektronischer Ressourcen ermöglicht. Mittlerweile sind rund 150 Datenbanken und Plattformen von 25 Anbietern so zugänglich.

Nachschlagewerke
Bei Munzinger finden Sie nebst den Duden-Werken ein Länder- und Personenlexikon sowie Inhalte zu Literatur, Film und Musik. Als thematische Ergänzung dazu gibt es auf nachschlage.NET ein kleines Zeitschriftenangebot des Verlags edition text + kritik. Mit MGG Online – Die Musik in Geschichte und Gegenwart und Ethnologue: Languages of the World sind wichtige Standardwerke der Musik- und Sprachwissenschaften vorhanden, der Schwabe Verlag deckt den Bereich Philosophie ab. Ubidictionary schliesslich beheimatet mehrere italienisch- und spanischsprachige Wörterbücher.

Film und Musik (Streaming)
Unser Angebot an Filmstreaming-Plattformen ist in den letzten Jahren so gewachsen, dass wir eine eigene Übersichtsseite erstellt haben. Hier finden Sie Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Welt. Für das Musikstreaming haben wir die Naxos Music Library für Sie lizenziert.

Zeitungen und Zeitschriften
Das F.A.Z.-Bibliotheksportal haben wir hier bereits vorgestellt. Ganz neu Teil von PURA / SLSKey ist das Online-Medienarchiv Swissdox. Während Swissdox in erster Linie die schweizerische Medienlandschaft abbildet, enthält PressReader Zeitungen und Zeitschriften aus 150 Ländern und in über 50 Sprachen. Ähnlich international aufgestellt ist OverDrive Magazine mit rund 5'000 Publikumszeitschriften. Die E-Thek ist ein speziell für die Sekundarstufe II zusammengestelltes Angebot aus E-Books, Hörbüchern, Magazinen und Zeitungen mit einer deutsch- und englischsprachigen Abteilung via Onleihe und OverDrive. Eine breite Palette an wissenschaftlichen Zeitschriften gibt es bei Project Muse.

E-Books und Datenbanken
Auf EBSCOhost sind 35 Volltext- und bibliografische Datenbanken, vornehmlich zu Psychologie, Musik-, Religions- und Sozialwissenschaften. Unser zahlenmässige Spitzenreiter ist aber ProQuest mit über 50 Volltextdatenbanken aus den Themenbereichen Literatur, Religionswissenschaften und Geschichte, unter anderem den historischen Archiven bedeutender Zeitungen. Der zum ProQuest-Unternehmen gehörende Verlag Alexander Street bietet nebst Datenbanken zu Anthropologie, Religions- und Sozialwissenschaften auch Comics und Drehbücher an. Bei Interesse an internationalen Beziehungen schlagen wir Policy Commons und South Asia Commons von Coherent Digital vor. E-Books aus den Geistes- und Sozialwissenschaften gibt es in der utb elibrary und bei Bloomsbury.

*Die Freischaltung für PURA / SLSKey ist kostenlos und kann an der Infotheke oder per E-Mail an den Kundenservice beantragt werden. Die Anmeldung erfolgt dann jeweils mit SWITCH edu-ID. Da der Vorgang aus technischen Gründen nicht bei allen Anbietern genau gleich ist, sind in unserem Verzeichnis unter «Mehr Details» Hinweise zur Anmeldung angebracht. Sollte etwas nicht auf Anhieb funktionieren, lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern melden Sie sich bei uns. Wir helfen gerne weiter.

Die Hinweise unter «Mehr Details» sollen helfen, technische Hürden bei der Anmeldung abzubauen.

- Stephan Schmid
 E-Medien 

Mehr als Zeitplanung: Zürich-Kalender

Ein kleiner Ausschnitt unserer Sammlung von Kalendern aus und über Stadt und Kanton Zürich. (Bild: ZB Zürich)

Der digitale Terminkalender auf dem Handy, ein Abreisskalender auf dem Schreibtisch, im Wohnzimmer ein Bildkalender mit Fotos der Enkelkinder – Kalender begleiten uns bei der Arbeit und zuhause. Ihre Form scheint selbstverständlich, ist es jedoch nicht.

Über die Jahrhunderte stellten findige Drucker und Verleger unterschiedliche Arten von Kalendern her: kleinformatige und plakatgrosse Einblattkalender, preisgünstige Taschenkalender, Schreibkalender mit Raum für eigene Notizen oder Kalender speziell für «Frauenzimmer» – um nur einige Kalenderarten zu nennen.

Manche weisen mehr, andere weniger schmückendes, informatives und unterhaltendes Beiwerk auf. Bei den lange beliebten, jährlich erscheinenden Volkskalendern und Almanachen ist das Beigefügte so umfangreich, dass es zur Hauptsache und die «Kalender» zu Lesebüchern werden.

Der «Zürcherische Volks-Kalender» von 1879 bietet mehr als Monatsübersichten: einen Jahresrückblick, «Räthsel», Nachrichten, Gedichte und vieles mehr. (Bild: ZB Zürich)

Als Kantons- und Stadtbibliothek sammeln wir Kalender als Zeugnisse der Zürcher Gegenwarts- und Kulturgeschichte. Die Kalenderpublikationen erzählen von der Alphabetisierung der Zürcher Bevölkerung, von ihrem Informationsverhalten, ihren Interessen und ihrem Umgang mit der Zeit. Der berühmte Pestalozzi-Kalender verrät auch etwas über ihre pädagogischen Werte, während bebilderte Zürich-Kalender Stadt und Kanton Zürich natürlich von ihren schönsten Seiten zeigen.

- Stefanie Ehrler
Turicensia 

Arbeiterbewegung und Film in der Schweiz

Ab und zu entsteht in der Schweiz ein Spielfilm, der – wie jüngst Cyril Schäublins «Unrueh» – die Anliegen und Geschichte der Arbeiterklasse auf Leinwand bringt.

Zusammengekommen sind Schweizer Film und Arbeiterschaft allerdings nicht auf dem Parkett der Unterhaltung, sondern im Bereich des Dokumentarischen und der Sozialpolitik: 1931 stieg die Sozialdemokratische Partei der Schweiz erstmals mit einem Film – «Ein Werktag» von Richard Schweizer – in den Kampf und die Nationalratswahlen.

Das kam beim Volk derart gut an, dass diverse Arbeiterorganisationen den Film fortan für ihre Propagandazwecke zu nutzen begannen. Nachzulesen ist die Geschichte der sogenannten «Kampagnenfilme» in Stefan Länzlingers und Thomas Schärers 2009 erschienenem Buch «Stellen wir diese Waffen in unseren Dienst. Film und Arbeiterbewegung in der Schweiz».

Das Buch ist kurzweilig geschrieben und enthält eine kommentierte Filmografie. Daraus finden sich sieben Filme auf einer dem Buch beigelegten DVD, andere auf Memobase+. Diese können Sie im Lesesaal unserer Musikabteilung einsehen, der eine von schweizweit 50 Arbeitsstationen für die urheberrechtlich geschützten Filme auf Memobase+ beherbergt.

- Irene Genhart
Liaison Services

Faszination Nachthimmel

Ausschnitt aus Eleonora Lutz, The Night Sky, 2019

Von jeher dienen auf der ganzen Welt die Sterne am nächtlichen Himmel der Orientierung, haben zu Märchen und Sagen angeregt und Prophezeiungen beeinflusst. All diese Himmelskörper, die mit blossem Auge am Firmament zu erkennen sind, hat Eleonora Lutz Ende Juli 2019 auf einem Kartenbild vereint. Mit den unterschiedlichen Farben der Sternzüge hat die in Data Science und Biologie promovierte Informationsdesignerin die Sternbilder und Sterngruppierungen von über 30 Kulturen visualisiert, so dass die Vielzahl von Tieren, Objekten und Figuren, die mit den Asterismen assoziiert werden, nebeneinanderstehen. Auffallend ist, dass es Bereiche gibt, wie zum Beispiel beim Kreuz des Südens, bei dem sich eine Vielzahl unterschiedlicher Sternbilder treffen und überschneiden, hingegen gewisse Himmelskörper in keinem oder nur im Sternbild einer Kultur erscheinen.

Wer die Vielfalt der unterschiedlichen Formen und Namen von Sternbildern entdecken möchte, lasse sich «The Night Sky» in der Kartensammlung vorlegen. Und wer dann der Faszination Nachthimmel gänzlich erliegt und sich seinen eigenen zeichnen möchte, studiere das Open-Source-Tutorial von Eleanor Lutz.

- Ylva Gasser
Karten und Panoramen 

Zugang zum Online-Medienarchiv von Swissdox

Das Swissdox-Maskottchen Bosco zeigt, wie einfach man an Zeitungen rankommt (© 2021 Jonas Schocher / SMD)

Wie Bosco der Ameisenbär nur eine Zungenlänge von seinem Objekt der Begierde getrennt ist, so sind auch Sie nur einen Klick von Ihrer Lieblingszeitung entfernt. Da immer mehr Verlage entsprechende Lizenzen anbieten, können öffentliche Bibliotheken wie die ZB den Onlinezugang zu diversen Zeitungsplattformen bereitstellen. Dazu gehört auch Swissdox, ein Produkt der gleichnamigen Tochtergesellschaft der SMD Schweizer Mediendatenbank AG.

Swissdox deckt einen bedeutenden Teil der Nachrichtenmedien der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ab. Enthalten sind die Artikel von tagesaktuellen Ausgaben und unterschiedlich weit zurückreichenden Archiven schweizerischer Tages- und Wochenzeitungen sowie zahlreicher Onlinemedien. Auch viele Zeitschriften und Titel aus den deutschsprachigen Nachbarländern sind vertreten.

Bisher war der Zugang zu Swissdox (Essentials) Angehörigen der Universität Zürich und Gästen vor Ort an den Geräten im Lesesaal der ZB vorbehalten. Neu steht der Zugriff allen Benutzenden mit einer Freischaltung für unseren kostenlosen Service PURA/SLSKey offen – am PC oder ortsunabhängig an mobilen Geräten. Die Anmeldung erfolgt auf der Swissdox Essentials-Seite über die Option «mit SWITCH edu-ID».

Für tiefergehende Recherchen zum Beispiel im Rahmen von Semester- oder Diplomarbeiten stellen wir auf Anfrage einen befristeten Account für Swissdox Pro bereit. Dieser bietet einige Extras gegenüber Swissdox Essentials, wie zum Beispiel das Senden von Artikel-Dossiers an die persönliche E-Mail-Adresse. Für grössere Forschungsprojekte mit Big Data Analysen steht Angehörigen von Schweizer Hochschulen Swissdox@LiRI zur Verfügung.

- Stephan Schmid
E-Medien

Von Angelika Kauffmann bis Thomas Hirschhorn

«Chateau de Laeken. Edwin Ganz, 19. I. 1903.» Fotograf unbekannt. <br>(Bild: ZB Zürich, FA Ganz 26)

Dass die Graphische Sammlung der ZB Kunstwerke hütet, ist bekannt. Doch wer über Kunstschaffende und Kunst forscht, tut gut daran, auch die vielfältigen Archivalien vom Mittelalter bis in die neuste Zeit in der Handschriftenabteilung einzubeziehen: vom umfangreichen Künstlernachlass eines Oskar Kokoschka, eines Johannes Itten oder einer Isa Hesse-Rabinovitch über die Tagebücher, Texte und Werkdokumentationen von Hermann Hubacher oder «Pitschi»-Erfinder Hans Fischer und einzelne Künstlerdossiers im Archiv der Galerie Susanna Kulli bis hin zum raren Einzelstück.

Da wären zuerst die Originalkunstwerke zu nennen: Buchmalereien in Gebetbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts, die noch längst nicht alle ihren Werkstätten zugeordnet werden konnten, Einträge in Freundschaftsalben, humorvolle Briefzeichnungen, kleinformatige Landschaftsaquarelle und Porträts oder Entwürfe zu künstlerischen Werken. Als Beispiele seien Johann Friedrich Overbeck, David Hess, Joan Miró und Jean Tinguely genannt.

Unsere Sammlung eigenhändiger Künstlerbriefe von Johann Heinrich Füssli und Angelika Kauffmann über Sophie Taeuber-Arp bis Thomas Hirschhorn dokumentiert Lebensstationen, Netzwerke und das Selbstverständnis dieser Kunstschaffenden. Zu nennen sind auch die Dokumente bedeutender Kunsthistoriker und -kritiker wie Gotthard Jedlicka, dessen Werk zurzeit neu ediert wird, SIK-Direktor Marcel Fischer und «DU»-Redaktor Manuel Gasser.

Wer Zeit in die Recherche investiert, kann bisher nicht Beachtetes entdecken. Manchmal ist es nur ein kleines Detail, das Aufschluss zur Biografie oder zum Stilideal gibt, beispielsweise die Unterschrift der Thurgauer Kunststudentin Martha Haffter im Gästebuch der Rudolf-Koller-Jubiläumsausstellung im Kunsthaus 1898. Manchmal wird ein ganzes Künstlerleben in einem Bündel Archivalien wachgehalten. Wir zeigen dazu eine Fotografie des in Zürich geborenen Militär- und Pferdemalers Edwin Ganz. Seine Briefe und Fotos zwischen 1888 und 1932 berichten das Wesentliche über seine heute vergessene Karriere in Belgien.

Gerne berät Sie die Handschriftenabteilung bei Ihren Recherchen zu Kunstschaffenden und zur Kunstgeschichte.

 - Monica Seidler-Hux
Handschriftenabteilung

Ukrainekrieg

Seit zwei Jahren führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Russische Truppen versuchen mit schwerem Artilleriebeschuss, Luftangriffen und Bodentruppen das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Krieg löste in Europa die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg aus und brachte grosses Leid über das osteuropäische Land. Ein Ende ist nicht absehbar.

Seither ist das Interesse an Personen wie Selenskyj oder Putin, aber auch an der allgemeinen Geschichte der Ukraine markant gestiegen. Selbst das Kiewer Reich des Mittelalters ist plötzlich ein Thema.  

In der Zentralbibliothek finden Sie viele Publikationen, die Ihnen umfassende Informationen zu all diesen Aspekten vermitteln. Schauen Sie vorbei!

- Roland Brülisauer
Liaison Services

Erfolgreiche Literaturrecherche mit Lean Library


Ein neues Semester beginnt. Wissenschaftliche Arbeiten stehen an – oft verbunden mit umfangreichen Literaturrecherchen. Ein bedeutender Teil der Literatur ist heute online in Form von E-Books und Artikeln aus E-Journals zu finden. Ausserhalb des Netzwerks der ZB/UZH gestaltet sich die Recherche dabei oft schwierig, da nicht erkennbar ist, ob ein Artikel oder E-Book von der ZB/UZH lizenziert und im Rahmen unseres Online-Angebots unter Umständen kostenlos zugänglich ist.

Die Browser-Erweiterung Lean Library schafft Abhilfe. Schon bei einer einfachen Internetsuche weist Lean Library beim Aufrufen einer Verlagsseite darauf hin, falls die ZB bzw. die Universität Zürich Inhalte dieses Anbieters lizenziert hat. Durch einen Klick wird automatisch zur Anmeldeseite der UZH weitergeleitet und die gewünschten Dateien können heruntergeladen werden. Wie Lean Library eingerichtet wird, erfahrt ihr auf unserer Informationsseite.

Weitere Tipps für den Semesterstart findet ihr in früheren Beiträgen zu den wichtigsten E-Ressourcen und einer Buchreihe, die euch stark fürs Studium macht.

- Stephan Schmid
E-Medien

Fritz Pauli (1891–1968)

Fritz Pauli (1891–1968), Porträt Franz Schatzmann, 1925, Radierung und Kaltnadel (ZBZ, Graphische Sammlung, Schenkung der Erben Schatzmann / Copyright: Erben Pauli)

Der gebürtige Berner Künstler Fritz Pauli (1891–1968) gehört neben Ignaz Epper und Robert Schürch, mit denen er befreundet war, zu den drei grossen expressionistischen Vertretern in der Schweiz. Expressionismus meint, dass diese Kunstwerke eine übersteigerte und aufgewühlte Innenwelt abbilden, wie etwa in Paulis frühem Meisterwerk Gethsemane von 1917. Paulis Hauptarbeitsgebiet war die Druckgrafik, vor allem die Radierung. Bevor sich der Künstler im Tessin niederliess, arbeitete er von 1914 bis 1936 in seinem Zürcher Atelier im Kaspar-Escher-Haus.

Fritz Pauli fand bereits in der Zeit zwischen den Weltkriegen internationale Anerkennung. Seine Porträts, Landschaften und religiösen Themen überzeugen noch heute durch ihre technische Meisterschaft und ein intensives Formerlebnis. Die Kunstwerke zeichnen sich durch einen visionären Charakter, eine bisweilen geheimnisvolle Phantastik und durch einen von humanistischen Überzeugungen angetriebenen Impuls aus.

Fritz Pauli (1891–1968), Gethsemane, 1917, Radierung (ZBZ, Graphische Sammlung, Schenkung der Erben Schatzmann / Copyright: Erben Pauli)

Im Frühling 2023 erhielt die Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich von den Erben von Franz Schatzmann (1914–1961) dessen Sammlung als grosszügige Schenkung. Der Berner Buchbinder war ein früher Förderer und enger Freund des Künstlers und einer seiner bedeutendsten Sammler. Dieser wertvolle Bestand von rund 280 Zeichnungen und 520 Grafiken aus den Jahren 1907–1964 enthält einmalige Probe- und Zustandsdrucke, die den Katalog des graphischen Werkes des Künstlers zu vervollständigen halfen, wie der Autor Paul Freiburghaus 1982 festhielt.

Einer der Söhne von Fritz Pauli war übrigens der Architekt Manuel Pauli, der 1972/73 in Zürich die sogenannte Gemüsebrücke neu erbaute.

- Jochen Hesse
Graphische Sammlung

Aktuelles Recht im Alltag

Bild: Pixabay

In vielen Alltagsbereichen sind wir mit rechtlichen Fragen konfrontiert. Bei uns finden Sie aktuelle Ratgeber wie z.B. zu diesen Themen:

Das revidierte Erbrecht (seit 1. Januar 2023) reduziert den Pflichtteil der Erben, was eine höhere frei verfügbare Quote für den Erblasser ergibt. Dieser erhält dadurch mehr Spielraum, seinen Nachlass individuell zu gestalten. Hier finden Sie Bücher, die Ihnen bei der Erbschaftsplanung helfen.

Ob in der digitalen Welt unterwegs oder mit beiden Beinen im analogen Leben, täglich werden unsere Daten gesammelt und verwertet. Das neue Datenschutzrecht (seit 1. September 2023) soll unsere persönlichen Daten besser vor Missbrauch schützen. Erfahren Sie mehr über den Datenschutz.

Auch zu weiteren aktuellen Rechtsthemen wie beispielsweise zu Arbeits-, Familien- oder Mietrecht steht Ihnen bei uns nützliche Literatur zur Verfügung.


- Urs Brunner
Liaison Services

Ein Rechtsbuch von europäischem Rang

Darf man von Nachbarbäumen herüberhängendes Obst ernten? Wie soll Diebstahl bestraft werden? Und wie der Betrug mit Massen oder mit Waagen? Solche und viele andere Fragen sind im Sachsenspiegel, dem ältesten deutschen Rechtsbuch, geregelt.

Eike von Repgow zeichnete zu Beginn des 13. Jahrhunderts die mündlich überlieferten Rechtsgewohnheiten im Auftrag eines Grafen auf und schuf damit zugleich eines der frühesten deutschen Prosawerke. Die Bestimmungen umfassen einerseits das in Sachsen geltende Recht der Bauern (Landrecht), andererseits das gesamteuropäische Lehnrecht, das die Ordnung der Feudalherren regelt.

Die Normen im Sachsenspiegel sind religiös begründet. In Paragraf 43 auf der hier abgebildeten Seite werden Sklaverei und Leibeigenschaft verworfen: Da der Mensch Gottes Ebenbild sei, gehöre er nur ihm und sonst niemandem.

Der Text ist in zahlreichen mittelalterlichen Handschriften überliefert und erschien 1474 zum ersten Mal im Druck. Die hier abgebildete Seite stammt aus einem Exemplar, das Anton Sorg 1481 in Augsburg gedruckt hatte und das sich im Besitz des Zürcher Säckelmeister Dominikus von Frauenfeld (gest. nach 1515) befand. Ein Zürcher Ratsherr schenkte das Buch 1635 der Stadtbibliothek Zürich.


- Christian Scheidegger
Alte Drucke und Rara

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