Werbefigur und Kinderbuchheld

Links ein Plakat zu Globis 10-jährigem Jubiläum von 1942; rechts der Entwurf für ein Werbeplakat, <br>um 1950. (Bilder: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

«Aus dem Ei geschlüpft» ist die Figur Globi 1932 als Werbefigur anlässlich des 25. Jubiläums des Kaufhauses Globus. Globis «Erfinder» war der Werbefachmann und Globus-Reklamechef Ignatius Karl Schiele (1902–1988). Robert Lips (1912–1975) zeichnete die Globi-Bildgeschichten und gestaltete Plakate sowie Werbeartikel. Dem Entstehungsprozess kann man in einzelnen Entwürfen und Vorzeichnungen für die Einbände und Illustrationen folgen.

Während die Kinder die Figur schnell ins Herz schlossen, war Globi den Erwachsenen oft ein Dorn im Auge. In der Kinderbuchszene stiess man sich zunächst an der überbordenden Fantasie der Geschichten oder lehnte die Form der Bildergeschichte ab. Später prangerte man den «krassen Rassismus» in Büchern wie «Globi im Urwald» oder «Globi bei den Indianern» an. Heute wird Globi wiederum aus neuem Blickwinkel betrachtet, beispielsweise sein Verhältnis zur Armut.

Tausendsassa Globi

Globi bei den Meerestieren, Bildvorlage zum Globi-Kubusspiel von 1942. (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich).

Mit Globi konnten die Kinder in weit entfernte, fantastische Welten reisen, von der Robinson-Insel über das Märchenreich bis auf den Meeresgrund. 1935 erschien der Band «Globis Weltreise», es folgten zahlreiche weitere, zum Teil in mehrfachen Auflagen. Inzwischen sind 95 Globi-Bücher erschienen. 2012 versammelte ein Jubiläumsband die besten Geschichten aus 80 Jahren. Sowohl auf farbenprächtigen Einbänden als auch in den schwarz-weissen Bildergeschichten konnte die Figur von Anfang an ihren Charme entfalten.

Interessant sind auch Globi-Projekte, die nicht verwirklicht wurden: Ein vielleicht geplantes Buch hätte Globi bereits 1940 zum Mond geschickt, lange vor Apollo 11. Lips liess Globi eine Rakete steuern und Kontakt mit Ausserirdischen aufnehmen. Einen tatsächlichen Band über Globi im Weltraum gab es erst 1990.

«Globi im Mond», eine Skizze von Robert Lips, 1940. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Eine Zeitschrift für Globi

Die Zeitschrift «Der Globi», Heft Nr. 12, Dezember 1945. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Von Weihnachten 1934 bis 1970 erschien zusätzlich zu den etwa jährlich erscheinenden Globi-Büchern die Zeitschrift «Der Globi». Monatlich flatterten die Hefte den Abonnentinnen und Abonnenten ins Haus: in handlichem Format, mit den Globi-Bildergeschichten und Berichten über allerlei Wissenswertes sowie Rätselaufgaben, Wettbewerben und Bastelanleitungen. Ebenfalls abgedruckt waren Zeichnungen und Bastelarbeiten von Kindern, die als Adressatinnen und Adressaten sowie als Beitragende geschätzt und ernstgenommen wurden. Auch beim 20-jährigen Jubiläum von 1952 fanden sich in der «Globi-Illustrierten» Kinderzeichnungen.

Kinderkultur und Reklame dachte Globus-Reklamechef J.K. Schiele zusammen. Er hinterliess neben zahlreichen Originalillustrationen von Lips auch einen grossen Fundus an Werbematerial, der belegt, wie intensiv sich der Werbefachmann mit Reklame und deren Wirkung auseinandersetzte. 1961 gratulierte Globus Schiele auch in Form einer eigenen Publikation zu seinem «schöpferischen Wirken» als Werber.

Aus «20 Jahre Globi», der Jubiläums-Ausgabe der «Globi-Illustrierten», 1952: «So zeichnen Kinder ihren Freund Globi». (Bild: Erben J.K. Schiele/ZB Zürich)

Globi im Wettbewerb

Die Ausschreibung zum Wettbewerb «Wer mal das schönste Ferienbild?», 1937. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Bastel- und Zeichenwettbewerbe gehörten ab 1935 zum regelmässigen Angebot der Globi-Zeitschrift. So fragte man im Sommer 1936 nach einem «lustigen Globi-Streich» in Wort oder Bild. 1937 lautete die Wettbewerbsfrage: «Wer malt das schönste Ferienbild?», verbunden mit Werbung für Globi-Stifte. Das Siegerbild «Globi bei den Zwergen» fand sich viele Jahre später in Schieles Nachlass.

Den Charakter von Zeitdokumenten haben Werke zur Schweizerischen Landesausstellung 1939 aus dem Wettbewerb «Was ich an der Landi sah und erlebte». Die Mobilisation Schweizer Männer und der Zweite Weltkrieg wurden ebenfalls in Zeichenwettbewerben thematisiert. Indem sie dazu anregten, über Erlebnisse, Ängste und Hoffnungen zu schreiben und sie zu zeichnen, hatten sie auch eine Ventilfunktion für Kinder. Gleichzeitig dokumentieren sie den dauerhaften kreativen Impuls, der von Globi ausging.

 «Globi bei den Zwergen», eine Kinderzeichnung von 1937. (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Drei Fotoalben

Ein Räbeliechtli mit Globi-Motiv, 1939. (Bild: Erben Ernst Koehli / ZB Zürich)

In drei grossformatigen Alben wurden zwischen 1932 und 1940 neben Werbeaktionen und Schaufenstergestaltungen auch zahlreiche Bastelarbeiten fotografisch dokumentiert, welche Kinder über Jahre an Globi geschickt hatten. Die Bastelarbeiten belegen, wie sehr die Figur die kindliche Fantasie und Gestaltung anregte. Manche Werke wurden allein durch die Fotos «bewahrt», wie ein Schneemann oder ein Räbelichtli, oder sie inspirierten zu eigenen Inszenierungen, indem beispielsweise eine Globi-Plastilinfigur in einer Zürcher Strasse aufgestellt wurde. Sie wurden in der Globi-Zeitschrift abgedruckt und mit Preisen ausgezeichnet. All diese Freundschaftsgaben und Wettbewerbsarbeiten illustrieren die ausgeklügelte Werbestrategie hinter der Figur ebenso wie die tiefe Verbundenheit der Kinder mit ihrem «Freund» Globi.

Aus der Zeitschrift «Der Globi», Heft 12, 1939. (Bild: ZB Zürich)

Globi für alle Lebenslagen

Globi begleitet nicht nur in Büchern und Heften den Alltag von Kindern, auch in Form verschiedener Werbeprodukte taucht er immer wieder auf. Neben Merchandise-Produkten und Werbemitteln finden sich in der ZB Zürich Globi-Werke von Kindern und interessante Globi-Varia. Diese belegen die vielfältigen Weisen, auf die Globi seit Jahrzehnten Anteil am Leben nimmt.

Globi-Bastelarbeiten

Es gehörte bei Globus zur Unternehmenskultur, dass Kinder in den Verlag zu Besuch kommen und sich dort umsehen konnten. Ebenso gehörte es zum Tagesgeschäft, die zahlreichen Briefe an Globi zu beantworten und die eingesandten Bastelarbeiten und Zeichnungen zu verdanken. Diese Partizipation der Leserinnen und Leser mit ihren eigenen Werken wurde mit Preisen oder «Ehrenmeldungen» belohnt. Die Kinder gewannen ihrem Motiv auch sprichwörtlich neue Seiten ab: Dank einem kleinen Gipskopf ist Globi, der sonst immer im Profil gezeigt wird, für einmal auch von vorne zu sehen.

Globi-Bastelarbeiten von Kindern, zwischen 1932 und 1942. (Bild: Christiane Schmid / ZB Zürich)

Globi-Gipskopf, 1942. <br> (Bild: Christiane Schmid / ZB Zürich)

Postkartengrüsse von der Landi

Geschickt nutzte der Globi Verlag Ereignisse wie die Schweizerische Landesausstellung 1939 in Zürich oder das 20-jährige Globi-Jubiläum für seine Verlags- und Werbearbeit. Für Kinder gehörte es damals zu den prägenden Erlebnissen, die Landi mit ihren Attraktionen zu besuchen und für einen eigenen Landi-Wettbewerb ihre Erinnerungen daran zu zeichnen oder aufzuschreiben. Zur Landi publizierte der Verlag neben einem Globi-Band über den Besuch Globis an der Landesausstellung auch ein Postkartenset. Der Landi-Band erschien in nur einer Auflage und gehört heute zu den Raritäten, die auf dem Antiquitätenmarkt Spitzenpreise erzielen.

Globi-Postkarten zur Landi, 1939. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Globi-Postkarten zur Landi, 1939. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Globi zum Ausmalen

Über zwanzig Malhefte mit Globi-Motiven sind bis heute erschienen. Während früher Titel wie «Globi im Zoo» oder «Alle Vögel sind schon da» vorherrschten, interessieren heute Themen wie «Globi bei der Rega» oder «Globi besucht die Kelten».

In einem Umschlag-Entwurf für «Globi im Zoo» von 1947 ist der Eingriff durch J.K. Schiele in Form des seitlich notierten Kommentars ersichtlich: «Auf diese Seite gehört noch ein Zoo-Wärter mit Mütze!» Über einen weiteren Entwurf wurde dieser Vorschlag in der finalen Vorzeichnung auch umgesetzt.

Robert Lips’ Entwurf für das Malheft «Globi im Zoo», um 1947. (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Vorzeichnung von Robert Lips für das Malheft «Globi im Zoo», um 1947. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Globi in Amerika

In den Nachkriegsjahren versuchte J.K. Schiele, Globi auch am amerikanischen Markt zu etablieren. Der – letztlich erfolglose – Versuch ist in vier Entwürfen dokumentiert. In einer Probegeschichte wurde geschildert, wie Globi auf seine typisch unkonventionelle Weise ein Problem beim Baseballspiel «löst». Wie Ingrid Tomkowiak dargelegt hat, konnte Schiele die Verlage aber nicht davon überzeugen, dass sich der europäische Humor nach Amerika transferieren lässt, denn Globi sei zu brav für den amerikanischen Geschmack.

Robert Lips, Baseball-Problem, schwarz-weiss, 1949. (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Robert Lips, Baseball-Problem, farbig, 1949. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Jubiläumsglückwünsche

Zwei Entwürfe von Robert Lips für ein Bild zu Globis 20. Geburtstag von 1952 veranschaulichen, wie ein Werbebild gestaltet wurde: Das vermutlich erste Bild zeigt einen riesigen Blumenstrauss in einer Vase, auf deren Rand Globi mit zwei Kindern sitzt. Das zweite Bild zeigt Globi beim Blumengiessen, wobei die Blumen Gesichter von lachenden Kindern haben. In diesem Bild ist Globi besser sichtbar als im ersten, auch kommt in den Blumengesichtern Lips’ Bildwitz besser zur Geltung – dieser Entwurf wurde schliesslich in der Jubiläumsbroschüre abgedruckt.

Robert Lips, «20 Jahre Globi – 20 Jahre Fröhlichkeit», 1952. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Robert Lips, «20 Jahre Fröhlichkeit», 1952. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Globi-Merchandising

Vom Kindergeschirr über Spielzeugfiguren bis zum Badetuch begleitet Globi seine Fans auch im Alltag seit über 90 Jahren. Von Anfang an wurden Werbeartikel mit der Globi-Figur gestaltet, wie ein Stundenplan als Beilagen zur Globi-Zeitschrift oder als kleines Werbegeschenk der Globus-Warenhäuser. Neben den regelmässig erscheinenden Geschichtenbänden, Globi-Sachbüchern und -Kochbüchern erzählen also zahlreiche Merchandisingprodukte die Geschichte von Globi weiter. Auch diese Belege der Globi-Geschichte werden in der ZB Zürich aufbewahrt und dokumentiert.

Globi-Merchandisingprodukte. (Bild: Christiane Schmid / ©2023, Orell Füssli AG, Globi Verlag)

Globi-Stundenplan, um 1950. <br> (Bild: Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)

Weiterlesen, weiterschauen

In diesem Beitrag ist Ihnen bereits so viel Globi-Lektüre begegnet, dass am Ende keine Literaturhinweise nötig sind. Stattdessen finden Sie hier eine mal ernstere, mal weniger ernste Fernsehsendung von 1972 zum 40‑jährigen Globi-Jubiläum.

«40 Jahre Globi», aus der «Antenne»-Sendung vom 15. März 1972, 7:41 min. Die «Antenne» war das erste 
Regionalmagazin des Schweizer Fernsehens. (Video: SRF) 


Dr. Anna Lehninger, Kunsthistorikerin, Projektmitarbeiterin Graphische Sammlung und Fotoarchiv
August 2023


Header-Bild: Globi-Stundenplan, Detail, um 1950. (Erben J.K. Schiele / ZB Zürich)